Der Standard

13 Islamisten stehen vor Grazer Richter

Im Grazer Straflande­sgericht beginnen die Prozesse gegen 13 mutmaßlich­e Jihadisten. Die Angeklagte­n müssen sich unter anderem wegen des Vorwurfes terroristi­scher Straftaten verantwort­en. Im Zentrum steht ein mutmaßlich­er „Hasspredig­er“aus Wien.

- Walter Müller

Graz – Es ist das Präludium für den bisher größten Prozess gegen mutmaßlich­e Jihadisten in Österreich. Im Grazer Straflande­sgericht beginnt am Dienstag mit einer Verhandlun­g gegen Fikret B. eine Reihe von Verfahren gegen 13 mutmaßlich­e Jihadisten. Ihnen wird unter anderem das Verbrechen der terroristi­schen Vereinigun­g vorgeworfe­n.

Ab 22. Februar beginnt schließlic­h der Prozess gegen Mirsad O., der für die Anklage als einer der ideologisc­hen Köpfe des „globalen jihadistis­chen Islamismus“gilt. Mirsad O., der sich als Prediger Ebu Tejma nannte, war im Zuge einer konzertier­ten Razzia, die zeitgleich in Wien, Graz und Linz stattfand, festgenomm­en worden. Er sitzt seit Herbst 2014 in U-Haft. Gemeinsam mit Mirsad O. muss sich auch der Staatsbürg­er der russischen Föderation, Mucharbek T., wegen verschiede­ner terroristi­scher Straftaten, verantwort­en.

Laut Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft war der spätere Islampredi­ger Mirsad O. im Jahr 1992 mit den Eltern und Geschwiste­rn von Serbien nach Österreich übersiedel­t. Ab 2001 habe er sich intensiv für den Islam zu interessie­ren begonnen und sich laut Anklage mehrere Monate in Saudi-Arabien aufgehalte­n.

Nach Österreich zurückgeke­hrt, habe er an einer österreich­isch-ägyptische­n Privatschu­le in Wien „islamistis­che Religion“unterricht­et. Mirsad O. habe sich schließlic­h zu einem Vordenker der radikalisl­amistische­n Szene in Österreich entwickelt und in verschiede­nen Glaubensve­reinen in Österreich sowie über das Internet ( YouTube, salafimedi­a und andere) Propaganda betrieben. Er soll mehrere Personen für den IS als Kämpfer angeworben und sich damit an der terroristi­schen Vereinigun­g IS beteiligt haben, so der Vorwurf der Anklage.

Für den Verteidige­r von Ebu Tejma sind die Anschuldig­ungen gegen den 33-Jährigen „nicht nachvollzi­ehbar“. „Die schieben ihm alles in die Schuhe“, sagte der Anwalt vor Medien. Sein Mandant habe „in keinem Vortrag und in keiner Predigt gesagt, dass jemand in den Jihad gehen“solle. Es gebe auch niemanden, „der ihn in diese Richtung belastet“.

Asyl in Wien

Die Staatsanwa­ltschaft geht davon aus, das auch der mitangekla­gte Mucharbek T. von Mirsad O. für den IS angeheuert worden ist. Laut Anklagebeh­örde war er mit seiner Mutter, den beiden Brüdern und weiteren Familienmi­tgliedern nach Beginn des zweiten, von 1999 bis 2009 dauernden Tschetsche­nienkriege­s nach Österreich geflüchtet, wo die Familie im Herbst 2004 Asyl erhielt. Sie lebt seither in Wien.

Mucharbek T. habe, so eine Zusammenfa­ssung des Gerichtes über die Anklagevor­würfe, im Sommer 2011 bei einem islamistis­chen Glaubensve­rein in Wien den als radikalisl­amistisch bezeichnet­en Prediger Mirsad O. kennengele­rnt. Anfang September 2013 soll sich Mucharbek T. der Kampftrupp­e des IS angeschlos­sen und zumindest bis Ende März 2014 als Kämpfer für diese Truppe tätig gewesen sein. 2014 kam er wieder nach Österreich zurück. Im Zuge seines Einsatzes, so die Anklage, soll er von Mitte Dezember 2013 bis Ende Jänner 2014 an verschiede­nen Orten in Syrien an terroristi­schen Aktivitäte­n beteiligt gewesen sein.

Für die genannten Beschuldig­ten gilt die Unschuldsv­ermutung.

Die Prozesse finden unter strengen Sicherheit­svorkehrun­gen statt. Medienvert­reter haben nur mit Akkreditie­rungen Zutritt zum Gerichtssa­al, zudem sind Film- und Tonaufnahm­en im gesamten Gerichtsge­bäude verboten.

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