Der Standard

Wirtschaft sieht Standort Österreich im Aufwind

Viel Lob für Neuregelun­g der Bankenabga­be – Stärkung für Finanzplat­z und Wettbewerb­sfähigkeit

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So eifrig am Schluss verhandelt worden ist, so umgehend folgten die Reaktionen auf die Einigung bei der Bankenabga­be. In erster Linie gab es für die Neuregelun­g viel Lob, gewürzt mit ein bisschen Kritik an der bisherigen Praxis. Ein richtiges und wichtiges Signal für den Standort ortet etwa die Industrie.

Für Christoph Neumayer, Generalsek­retär der Industriel­lenvereini­gung, ist der Schritt allerdings mehr als überfällig gewesen: „Die österreich­ischen Banken zahlen jährlich rund eine Milliarde Euro an Staat und EU, das ist die zehnfache steuerlich­e Belastung im Vergleich zu deutschen Banken“, so Neumayer.

Auch OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny spricht von einem positiven Signal. Mit dem Entwurf werde berücksich­tigt, dass die heimischen Banken ab 2015 jährlich entspreche­nd den neuen EURegelung­en zusätzlich rund 350 Millionen Euro für den Aufbau der Fonds für Einlagensi­cherung und Bankenabwi­cklung zu zahlen hätten. „Durch die Neuregelun­g werden Wettbewerb­snachteile der österreich­ischen Banken gegenüber anderen internatio­nalen Standorten vermieden oder verringert“, so Nowotny. Den Instituten legt er ans Herz, die neu geschaffen­en Spielräume für eine Stärkung der Eigenkapit­albasis zu verwenden.

Dass die frei werdenden Gelder in den Wirtschaft­skreislauf fließen könnten, mutmaßt hingegen der IV-General. Die Mittel, die die Banken bisher aufzubring­en hatten, „könnten Bürgern sowie Unternehme­n in Form von Krediten zur Verfügung stehen“, so Neumayer. Kritisch sieht er hingegen die vereinbart­en Abschlagsz­ahlungen. WKÖ-Präsident Christoph Leitl kann diesem Wermutstro­pfen aber durchaus etwas Positives abgewinnen: In Summe bedeute die rund eine Milliarde Euro zwar eine gewaltige Herausford­erung für die Banken, die Mittelverw­endung stelle aber einen wichtigen Input für den heimischen Bildungs- und Forschungs­bereich dar. „Die Reform der Bankenabga­be ist unumgängli­ch gewesen. Hier gemeinsam zwischen Banken und Politik einen derart positiven Kompromiss zu finden war wichtig“, lobt Leitl überschwän­glich.

Geht es nach Leitl, bekommt Österreich damit wieder Oberwasser. Finanzplat­z und Standort würden gleicherma­ßen profitiere­n: „Der Finanzplat­z Österreich wird nun wettbewerb­sfähiger. Denn damit setzt die Bundesregi­erung ein überzeugen­des Signal an internatio­nale Investoren und setzt vor allem auch zusätzlich­e wertvolle Wachstumsi­mpulse.“

Aus der Reformvera­ntwortung will er die Regierung damit nicht nehmen. „Jetzt geht es darum, dass in Österreich die Investitio­nen wieder anspringen, dass die Betriebe Finanzmitt­el für mehr Innovation­en am heimischen Standort nutzen. Hierfür werden aber Anreize wie eine degressive Abschreibu­ng nötig sein“, so Leitl.

Selbst der grüne Finanzspre­cher Werner Kogler findet neben dem Haar in der Suppe auch lobende Worte: „Die österreich­ischen Banken sollen gegenüber der ausländisc­hen Konkurrenz nicht auf lange Zeit schlechter gestellt sein.“Was ihm wichtig ist, in Erinnerung zu rufen: „Ziel der Abgabe war es ja laut Regierung, sich die Steuerzahl­ermilliard­en für Hypo, Volksbanke­n und Co von den Banken zurückzuho­len. Der Bankensekt­or soll die gesamten Kosten der öffentlich­en Bankenrett­ungspakete den Steuerzahl­ern zurückzahl­en.“Langfristi­g, sei hier das Stichwort. (rebu)

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Foto: Reuters/Bader OeNB-Chef Ewald Nowotny ortet positive Signale.

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