Weniger Strafanzeigen, mehr Gewaltdelikte
Innen- und Justizministerium legten österreichischen Sicherheitsbericht 2015 vor
Wien – Innenminister Wolfgang Sobotka und Justizminister Wolfgang Brandstetter (beide ÖVP) legten am Dienstag den aktuellen Sicherheitsbericht für das Jahr 2015 im Ministerrat vor.
Das Innenministerium (BMI) verzeichnet darin einen starken Anstieg bei Straftaten mit rechtsextremem, rassistischem, islamophobem oder antisemitischem Hintergrund. 2014 wurden 750 solcher Taten registriert, 2015 waren es 1156. Das ist ein Anstieg von rund 54 Prozent. 953 der insgesamt 1691 Anzeigen betrafen das Verbotsgesetz. Das ist ein Anstieg um 290 Anzeigen gegenüber 2014. (Eine Tat kann mehrere Anzeigen wegen unterschiedlicher Delikte zur Folge haben.)
186 Tathandlungen wurden Personen aus dem linksradikalen Spektrum zugeordnet, beinahe eine Halbierung gegenüber 2014 (371 Tathandlungen). Dazu gab es 312 Anzeigen gegenüber 545 Anzeigen im Jahr davor. Der Akademikerball am 30. Jänner 2015 hatte 61 Festnahmen nach der Strafprozessordnung und dem Verwaltungsstrafgesetz zur Folge sowie 40 Anzeigen nach dem Strafgesetzbuch.
Die Zahl der Strafanzeigen ging von 527.692 im Jahr 2014 auf 517.870 im Jahr 2015 zurück, was einen Tiefstand für die vergangenen zehn Jahre ergab. Insgesamt gab es 92.804 fremde Tatverdäch-
QQQtige, von denen 14.458 Asylwerber waren. Das BMI betont, dass erst ab 2017 seriös zu beurteilen sei, ob sich die steigenden Zahlen bei Asylwerbern auf die Kriminalitätsentwicklung ausgewirkt haben. Experten wiesen jedoch darauf hin, dass die bisherigen Daten auf einen sehr kleinen Anteil der Asylwerber am Kriminalitätsgeschehen hindeuten würden.
Bei der Gewaltkriminalität gab es einen leichten Anstieg von 40.184 Anzeigen im Jahr 2014 auf 40.333 im Jahr 2015. Die Aufklä-
Qrungsquote lag bei 83,5 Prozent. 61,5 Prozent der Fälle waren sogenannte Beziehungstaten, es gab also eine Verbindung zwischen Täter und Opfer.
Die Zahl der angezeigten vorsätzlichen Tötungen stieg um 28 auf 135. 39 Taten wurden vollendet, bei 96 blieb es beim Versuch. Allerdings war die Zahl 2014 historisch niedrig. Alle vollendeten und 93 der 96 versuchten Tötungen wurden geklärt.
Die angezeigten Angriffe gegen die sexuelle Integrität und Selbstbestimmung sanken leicht. Von 2418 im Jahr 2014 gingen sie auf 2376 im Jahr 2015 zurück.
2015 wurden Strafverfahren gegen 263.069 Personen abgeschlossen. Das waren mehr als 2014 (238.336). Diese mündeten laut Justizministerium in 33.667 Verurteilungen.
39,1 Prozent der Schuldsprüche betrafen Vermögensdelikte, 18,8 Prozent ein Delikt gegen Leib und Leben, etwa Körperverletzungen. 13,8 Prozent wurden wegen Drogendelikten verurteilt und 1,7 Prozent hatten Taten gegen die sexuelle Integrität verübt.
86 Prozent der Verurteilten waren Männer. 81,5 Prozent waren erwachsen und 6,7 Prozent Jugendliche. Dem Sicherheitsbericht zufolge waren 40 Prozent der Verurteilten Ausländer, der bisher höchste Anteil. 2014 waren es 31,4 Prozent. (APA, cmi)
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