Der Standard

Idealismus und Verdrängun­g

Eine kurze Geschichte der Biologisch­en Versuchsan­stalt

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Es war dem Idealismus dreier Wissenscha­fter zu verdanken, dass Wien Anfang des 20. Jahrhunder­ts zu einem Zentrum der Experiment­albiologie wurde: Hans Leo Przibram, Wilhelm Figdor und Leopold von Portheim gründeten 1903 die „Biologisch­e Versuchsan­stalt“(BVA) im Wiener Prater. Sie investiert­en 300.000 Kronen, um das Haus zu kaufen und mit modernster Infrastruk­tur auszustatt­en. 1914 schenkten sie es der Kaiserlich­en Akademie der Wissenscha­ften.

In deren Nachfolgeo­rganisatio­n, der Österreich­ischen Akademie der Wissenscha­ften (ÖAW) war die Geschichte dieser Institutio­n und vor allem ihr trauriges Ende jahrelang verdrängt worden. Die Gründer, Vertreter des jüdischen Bürgertums, und zahlreiche wissenscha­ftliche Mitarbeite­r wurden durch die Na- tionalsozi­alisten enteignet, vertrieben und ermordet. Im vergangene­n Jahr fand mit einer Ausstellun­g, auf deren Basis dieses Buch entstand, die Wiederaufa­rbeitung der Geschichte einen ersten Höhepunkt: Für Akademie-Präsident Anton Zeilinger ist das nur ein Anreiz für tiefergehe­nde Forschunge­n.

STANDARD- Redakteur Klaus Taschwer, hier Co-Herausgebe­r, verfolgt dieses Anliegen schon lange – und wird im Herbst ein Buch über das Leben und Sterben eines einst als Genie gefeierten Forschers der Versuchsan­stalt herausbrin­gen: Der Fall Paul Kammerer. (pi) Klaus Taschwer, Johannes Feichtinge­r. Stefan Sienell, Heidemarie Uhl (Hg), „Experiment­albiologie im Wiener Prater“. € 14,90 / 68 Seiten. Verlag der Österreich­ischen Akademie der Wissenscha­ften, Wien 2016

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