Amokschütze besuchte Tatort von Winnenden
Polizei fand neben illegaler Waffe 300 Schuss Munition
Was sich kurz nach der Tat abgezeichnet hatte, fasste der Münchner Oberstaatsanwalt Thomas SteinkrausKoch am Sonntag noch einmal klar zusammen: „Wir gehen von einem klassischen Amoktäter aus ohne jeden politischen Hintergrund.“Es gebe auch „keinen ISHintergrund“, betonte der Präsident des bayerischen Landeskriminalamts, Robert Heimberger.
Den Ermittlungen der Polizei zufolge soll es sich bei dem 18-jährigen Deutsch-Iraner David S., der schon länger in München gelebt hatte, um einen unauffälligen Schüler gehandelt haben. Steinkraus-Koch berichtete, der junge Mann habe gegen „soziale Phobien“und Depressionen gekämpft, man habe entsprechende Medikamente gefunden.
Die Tatvorbereitungen reichten bis in den Sommer 2015 zurück. S. habe auch eine Art Manifest hinterlassen, es wird jedoch von der Polizei noch ausgewertet. Bei der Auswertung des Computers zeigte sich zudem, dass der 18Jährige Counter Strike gespielt hatte. Laut Spiegel hatte er sich im Internet unter den Bezeichnungen „Hass“, „Psycho“und „Wir spielen dieses Spiel bis zum Tod“angemeldet.
Im realen Leben reiste er 2015 nach Winnenden (Baden-Württemberg), wo 2009 ein 17-Jährige an seiner früheren Realschule Amok gelaufen war. David S. machte vom Tatort in Winnenden Fotos und war auch vom Amoklauf des Norwegers Anders Behring Breivik inspiriert, er tötete wie dieser mit einer halbautomatischen Glock 17, diese hatte er im Darknet erworben, wo sich Internetnutzer fast unerkannt bewegen können. Es soll sich laut Süddeutscher Zeitung um eine reaktivierte Theaterwaffe gehandelt haben.
Vor seinem Tod schoss Davis S. 57 Mal. Nachdem er sich selbst erschossen hatte, fand die Polizei bei ihm noch 300 Schuss Munition. Von seinen neun Opfern waren drei 14 Jahre alt, zwei 15 Jahre, drei weitere je 17, 19 und 20 Jahre. Auch eine 45-jährige Frau starb. Kritik gibt es an der Bild am Sonntag, die acht Opfer unverpixelt auf der Titelseite zeigte. (bau)