Die Welt beim Namen nennen
„The Miracle Worker“nach William Gibson, bereits 719-mal am Broadway aufgeführt, ist jetzt im Theater im Zentrum zu sehen.
Wien – Wie kann man das Nichts erklären? Im Alter von 19 Monaten verliert die amerikanische Autorin Helen Keller (1880–1968) ihr Seh- und Hörvermögen. Erst durch die selbst sehbehinderte Junglehrerin Annie Sullivan lernt sie als Siebenjährige, sich mittels Zeichensprache zu verständigen. Mit zwanzig hatte sie bereits mehrere Fremdsprachen erlernt. Sie erhielt die Ehrendoktorwürde von Harvard und setzte sich für die Rechte der Afroamerikaner ein.
Auf ihrer wahren Geschichte basiert The Miracle Worker (Regie: Sandra Cervik). Am Zenit der Verzweiflung setzt das Stück von William Gibson ein: Die junge Helen, großartig gespielt von Maresi Riegner, ist in ihrem Körper eingeschlossen, kann sich nicht verständigen und versteht ihre Umwelt nicht. Ihre Frustration endet in ständigen Wutausbrüchen.
Traumbilder
Das lichthelle Bühnenbild (Nathalie Lutz) bietet Helen dabei keinerlei Unterstützung: Die Wände können nach Belieben verschoben werden, immer wieder stellen sich ihr dadurch Hindernisse in den Weg. Einzig die „natürlichen“, haptischen Elemente auf der Bühne, das Wasser und der Baum, auf den sie klettern kann, scheinen in ihr Bilder hervorzurufen, die als Traumprojektionen zu sehen sind.
Nur ihre Lehrerin Annie Sullivan (Felicitas Franz) versteht: Helen muss erst erzogen werden, um lernen zu können. Und es ist tatsächlich ein Ziehen, ein ständiges Sich-Wehren, ein – auch körperlich – unermüdlicher Kampf gegen das Nichtverstehen.
Es sind ein paar Wochen in Helens Leben, auf die sich das Stück konzentriert. Bis zum Zeitpunkt, als sie versteht, dass Dinge einen Namen und eine Bedeutung haben und ihr Leben von Neuem beginnt. Jubelnder Applaus. Ab 11 Jahren, bis 17. 12. pwww. tdj.at