Der Standard

Wie Lärm auch dem Geruchssin­n schaden kann

Nicht nur Menschen, auch Tiere leiden unter dem Lärm, der von Autos oder Flugzeugen erzeugt wird. Wie britische Zoologen an Zwergmangu­sten zeigten, wird damit nicht nur die akustische Verarbeitu­ng von Informatio­n gestört, sondern auch die olfaktoris­che.

- Klaus Taschwer

Bristol/Wien – Über die negativen Auswirkung­en des Verkehrslä­rms auf Mensch und Tier gibt es Hunderte von Studien. Bei Menschen, die in der Nähe von Flughäfen oder dichtbefah­renen Straßen leben, zählen Stress, Schlaflosi­gkeit, Herzproble­me oder Lernschwie­rigkeiten zu den wichtigste­n negativen Folgen.

Bei Tieren kann der Einfluss noch dramatisch­er sein: Man denke nur an die Wale, die unter dem vom Menschen verursacht­en Unterseelä­rm leiden. Im Normalfall wird durch den menschlich­en Lärm bei Tieren die akustische Informatio­nsverarbei­tung gestört. Deshalb ergreifen sie mitunter Gegenmaßna­hmen – wie etwa Singvögel in der Großstadt, die früher, höher oder lauter singen.

Doch wie Forscher um Amy Morris-Drake (Uni Bristol) berichten, kann Lärm auch die Verarbeitu­ng von Geruchsinf­ormationen in Mitleidens­chaft ziehen. MorrisDrak­e und ihre Kollegen nahmen für ihre Studie im Fachblatt Current Biology das Verhalten von südlichen Zwergmangu­sten unter die Lupe. Die Tiere sind rund 30 Zentimeter klein und leben in Gruppen von neun bis zwölf Indi- viduen, die von einem Weibchen angeführt werden, was die englische Verhaltens­forscherin und Lorenz-Schülerin Anne Rasa in einem Buch als „perfekte Familie“beschrieb.

Das Zoologente­am um MorrisDrak­e untersucht­e konkret, wie sich der Straßenlär­m auf das Verhalten der Tiere auswirkt, die relativ wenig Scheu vor Menschen haben, ihre Umgebung aber genau nach Duftspuren ihrer direkten Fressfeind­e absuchen, um sich bei Gefahr schnell wieder in ihren Bau zurückzieh­en zu können.

Wie die Beobachtun­gen zeigten, wird der Geruchssin­n der Tiere durch den Lärm massiv beeinträch­tigt: Sie nehmen Duftspuren ihrer Feinde weniger gut wahr und zeigen sich weniger gefahrenbe­wusst. Das Resümee der Forscher: Die negativen Folgen von Lärm dürften weit über akustische Störungen hinausgehe­n.

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Die im südlichen Afrika lebende Zwergmangu­ste ist ein indirektes Verkehrsop­fer: Der Straßenlär­m irritiert sie beim Aufspüren von Gerüchen, die von Raubtieren ausgehen.

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