Unterstützung auf dem Weg in die Arbeitswelt
Mit Coaching und Beratung hilft das Projekt work:in 50 jungen Flüchtlingen bei der Lehrstellensuche – und den ersten Schritten im Beruf.
Wien – Schon in seiner Heimat habe er im Hotel seines Onkels mitgeholfen, sagt Jama Awil Elmi, 19 Jahre, geboren in Somalia. „Deshalb will ich gerne in diesem Bereich arbeiten.“Der Grundstein für diesen Weg ist gelegt: Elmi begann diese Woche seine Lehre im Wiener Magdas Hotel. Bei der Jobsuche unterstützt hat ihn work:in. Mit Berufsorientierungskursen, Bewerbungstrainings und Beratung begleitet das Projekt aktuell 50 junge Geflüchtete in die Berufswelt. „Sie erfahren, wie ein Lebenslauf auszusehen hat, und wir erklären ihnen die unterschiedlichen Institutionen wie das AMS“, sagt work:in-Mitarbeiterin Laura Allinger. „Wir unternehmen auch Exkursionen und bereiten auf Vorstellungsgespräche vor.“Hilfe zur Selbsthilfe also. Damit sollen die Jugendlichen am Arbeitsmarkt Fuß fassen können.
Ist das geglückt, berät das Team von work:in weiter – beispielsweise wenn Fragen zum Arbeitsvertrag oder Probleme im Arbeitsalltag auftauchen. „So wird das Risiko minimiert, dass junge Geflüchtete eine Lehre oder einen eingeschlagenen Berufsweg abbrechen.“Kooperationspartner sind momentan Betriebe aus der Gastronomieund Hotelbranche (der es an Lehrlingen besonders mangelt), darunter das Magdas Hotel, das Hotel Meliá und das Café Ansari. work:in ist Teil des Vereins „Vielmehr für alle“, es schließt an das Bildungsprojekt Prosa an, das Flüchtlinge in Bildungsfragen unterstützt. Schon während ihrer Schulzeit können Schülerinnen und Schüler an Workshops teilnehmen. „Wenn sie sich zum Beispiel nicht sicher sind, ob sie ins Gymnasium gehen, eine Lehrstelle beginnen oder gleich arbeiten sollen, beraten wir sie“, sagt Allinger. Das Projekt wurde im Mai dieses Jahres gestartet.
Die – überwiegend freiwilligen – Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kommen aus den Bereichen Sozialarbeit, Wissenschaft und Forschung, NGOs sowie der Unternehmensberatung. Den Jugendlichen werden zudem Buddies an die Seite gestellt. Momentan sind es rund 20. „Sie bieten den Jugendlichen Rückhalt“, sagt Allinger. „Zum Beispiel, indem sie sich gemeinsam mit ihnen ansehen, wo eigentlich das Ho- tel ist, bei dem sie sich bewerben.“Ihre Arbeit ist ebenfalls ehrenamtlich. Wer sind die Buddies? „Alle können sich betätigen. Idealerweise haben sie bereits Berufserfahrung.“
Jugendliche mit Fluchthintergrund hätten es noch schwerer als andere, einen Job zu finden. Einmal seien da rechtliche Probleme – im Asylverfahren ist nur eine Lehre in gewissen Bereichen möglich. Auf der sogenannten Mangellehrberufsliste des Arbeitsmarktservice finden sich etwa Koch beziehungsweise Köchin oder Restaurantfachkraft. Auch sonst gibt es starke Reglementierungen: In den ersten drei Monaten des Verfahrens unterliegen Asylwerber einem Beschäftigungsverbot. Danach können sie eingeschränkt in gewissen Bereichen arbeiten, etwa der Gastronomie oder der Landwirtschaft, oder Hilfstätigkeiten verrichten. Neben den Einschränkungen beim Arbeitsmarktzugang erschweren die Arbeitssuche auch Gepflogenheiten, die zunächst einmal unbekannt sind. „Da geht es um Fragen wie: Was ist ein Lebenslauf? Wie verhalte ich mich im Bewerbungsgespräch?“, sagt Allinger. Dazu Elmi: „In unseren Ländern haben wir solche Dinge oft noch nicht tun müssen.“Die Suche nach einer Lehrstelle hat gedauert. „Ich habe viele Bewerbungen verschickt, aber meistens keine Antwort bekommen“, sagt der junge Mann. „Für Österreicher ist es schon schwierig, eine Lehre oder einen Job zu bekommen, für uns ist es doppelt schwer.“
Fünfzehn der 50 Jugendlichen, die work:in aktuell betreut, ist es bereits gelungen, eine Lehrstelle zu finden. Vier sind gerade in einem laufenden Bewerbungsverfahren. Einige gehen weiter zur Schule, in ein Gymnasium oder eine HTL.
Das Projekt soll in Zukunft noch größer werden, man will mit weiteren Arbeitgebern und Institutionen zusammenarbeiten. Und auch Jugendliche aufnehmen, die nicht direkt mit dem Verein – etwa über Prosa – in Verbindung stehen. Ab 2017 kooperiert work:in mit der Initiative Flüchtlinge Willkommen, die Geflüchteten Zimmer in Wohngemeinschaften vermittelt. Für 2018 ist eine Kooperation mit dem Jugendcollege, einem Integrationsprogramm der Stadt Wien, geplant. Und Jama Elmis Plan? Festlegen will sich der 19-Jährige noch nicht. Momentan sei seine Priorität, die Lehre erfolgreich abzuschließen. Für immer als Koch möchte er jedenfalls nicht arbeiten, möglicherweise Hotelmanager werden. „Vielleicht will ich auch einmal studieren“, sagt Elmi. Besonders interessieren würde ihn das Fach Soziologie.