Nachdenken über die Seestadt
Nach dem Scheitern des Projekts Seestadt in Bregenz fordern SPÖ und Grüne den Rückkauf des Areals durch Land und Stadt. Landeshauptmann Markus Wallner (VP) ist gesprächsbereit, rät aber zu einer Nachdenkpause.
Bregenz – Nach sieben Jahren Projektentwicklung gaben die Betreiber Prisma und SES (Spar) das Aus für die Shoppingmall Seestadt Bregenz bekannt, wie der STANDARD berichtete.
Man habe nicht auf die Kritik aus Architektur und Bürgerschaft reagiert, für den Projektstopp seien rein wirtschaftliche Gründe maßgeblich, sagte Prisma-Vorstand Bernhard Ölz. Nicht wie geplant 110 Millionen, sondern über 140 Millionen Euro hätte die Überund Unterbauung des Areals gekostet. „Nicht wirtschaftlich“, befand Guntram Drexel (Spar).
Was soll nun aus der Brache zwischen Bahnhof- und Seestraße werden? Ölz und Drexel, ausgestattet mit gültigem Baubescheid, haben laut eigener Aussage kein alternatives Projekt und wollen das 9000 Quadratmeter große Areal weiter als Parkplatz nutzen. Womit sie, so Insider, eine halbe Million Euro jährlich an Einnahmen lukrieren.
„Ein großes Ärgernis und der Landeshaupt- und Kulturstadt Bregenz nicht würdig“ist die Parkplatzbrache für Vizebürgermeisterin Sandra Schoch (Grüne). Die Grünen, Regierungspartner der Volkspartei in Bregenz wie im Landhaus, hatten das Projekt Einkaufszentrum mitgetragen. Nach dem Projektstopp schwenkte man auf die Linie der kritischen Bürgerinitiativen. Schoch fordert nun, wie die SPÖ Bregenz, den Rückkauf durch die öffentliche Hand.
Wallner lässt alles offen
Ursprünglich gehörte der Grund der ÖBB und wurde nach dem Abbruch des alten Bahnhofs an Hypo, Stadt und VKW/Illwerke verkauft. „Es an einen Privaten weiterzuverkaufen war der größte Fehler“, sagt Stadtrat Michael Ritsch (SPÖ). Nun müsse das Grundstück zurück in öffentlichen Besitz, „damit man Visionen für Bregenz entwickeln kann“. Landeshauptmann Markus Wallner (VP), Finanzreferent des Landes, will sich auf einen Rückkauf „heute nicht fixieren“. Er mahnt zur Besonnenheit: „Es gibt viele Projekte, die im ersten Anlauf nicht so gelingen, wie man es sich vorgenommen hat. Manchmal ist ein zweiter Anlauf, ein dritter notwendig. Nervös werden ist der falsche Ansatz.“
In Sachen Seestadt sei nun Stunde null, sagt Wallner. „Jetzt hat man die Chance eines Neubeginns.“Den Kopf freizumachen für ganz neue Dinge, rät Wallner: „Die Seestadt ist ein äußerst interessantes Gebiet, das stadtplane- risch sensibel ist. Was dort geschieht, hat auch Auswirkungen auf das Land.“Deshalb sei er auch „grundsätzlich gesprächsbereit“.
Die öffentliche Nutzung, etwa für einen Neubau der Landesbibliothek, sieht der Landeshauptmann skeptisch: „Wir haben dafür keine Investitionen eingeplant.“Auch für die Idee, das Landhaus in die Seestadt zu übersiedeln, kann sich Wallner nicht begeistern: „Investitionen jenseits von 80 Millionen Euro wären dazu nötig, das haben wir schon einmal abgelehnt.“Die Stadtvertretung wird sich am 23. März auf Antrag der SPÖ mit der Seestadt und ihren bisherigen Kosten für die Steuerzahlenden beschäftigen.