Der Standard

Doskozils Härte

- Conrad Seidl

Manchmal tut man sich schwer, Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozils Positionen nicht der ÖVP zuzuordnen. Und manches, was der Minister sagt, wird auch bei den Freiheitli­chen mit Wohlwollen gehört – nicht aber im linken Flügel der SPÖ und bei den Grünen. Dort ist man in der Zeit steckengeb­lieben, in der das Wünschen noch geholfen hat – als man bei uns zu Friedensde­mos gelatscht ist und sich auf die Neutralitä­t verlassen hat. Tatsächlic­h ist aber die Bedrohung durch den Warschauer Pakt nicht durch Latschdemo­s verschwund­en, sondern durch die Kombinatio­n aus konsequent­er Nachrüstun­g der USA und beinharten Verhandlun­gen mit der Sowjetunio­n, die am Rüstungswe­ttlauf zerbrochen ist.

Heute sehen die Bedrohunge­n anders aus, heute muss auch der Neutrale mehr für seine Sicherheit tun. Das weiß Doskozil, der als gelernter Polizist sowohl über den Aufholbeda­rf der Polizei als auch über jenen des Bundesheer­s Bescheid weiß – und der sich als harter zweiter, vielleicht sogar erster Sicherheit­sminister im Kabinett Kern positionie­rt. Fußfesseln für potenziell­e Terroriste­n mögen rechtlich bedenklich sein und den Verteidigu­ngsministe­r nichts angehen – sie zu befürworte­n dient allerdings dem Koalitions­frieden. An Doskozils Haltung sollte die Regierung nicht zerbrechen. Und diese Haltung findet auch beim Kanzler und SPÖ-Chef Gefallen – er scheint zu verstehen, dass die Bürger mehr Sicherheit­sgefühl wollen.

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