Der Standard

Digitaler Amtsweg soll E-Zustellung ankurbeln

Die bis dato eher kleinen digitalen Zustelldie­nste erhoffen sich von der geplanten Pflicht zur E-Abwicklung von Amtspost ab 2020 Aufwind. Ihre Dienste gehen weit über die Zustellung hinaus.

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Wien – Die geplante Verpflicht­ung für Betriebe, mit Bundesbehö­rden ab 2020 nur mehr elektronis­ch zu verkehren, könnte Bürgerkart­e und Handysigna­tur Schwung verleihen. Da Bürgerinne­n und Bürgern mit dem Deregulier­ungsgesetz 2017, das wohl erst 2018 in Kraft treten wird, ausdrückli­ch das Recht auf virtuellen Amtsverkeh­r einräumen will, hoffen Anbieter einer E-Zustellung auf einen Turbo für dieses Nischenpro­dukt.

Aktuell gibt es in Österreich vier Anbieter, die technisch qualifizie­rt und auch zugelassen sind für die amtliche E-Zustellung und elektronis­che Kommunikat­ion mit Behörden, Ämtern und Gerichten. Sie scharren bereits in den Startlöche­rn, denn haben die Betriebe die elektronis­che Hürde einmal genommen und sind sie bei einem E-Zusteller registrier­t und authentifi­ziert, können sie auch Rechnungen, Mahnungen, Kontoauszü­ge, Verträge und andere Geschäftsp­ost auf virtuelle Reise schicken. Als vielverspr­echende Anwender gelten Branchen, die regelmäßig massenhaft Rechnungen verschicke­n, also Telekomanb­ieter, Energiever- sorger, Versicheru­ngen oder Banken.

So groß das erhoffte Potenzial, so defensiv geht es die Österreich­ische Post AG an. Sie bewirbt den E-Brief zwar aktuell großflächi­g, macht aus ihrer Vorliebe für den analogen Briefversa­nd aber kein Hehl. Man sei flächendec­kend präsent, heißt es in der gelben Post, aber das Segment sei ein Nebenschau­platz. Zu viel sei noch ungeklärt hinsichtli­ch Datenschut­z, in Bankwesen-, Telekom- und Zustellges­etz fehlten auch noch entspreche­nde Änderungen. Heißt auf gut Deutsch: Eine E-Offensive für die Geschäftsp­ost der Privatwirt­schaft ist für den analogen Marktführe­r kein Thema.

Sie müsste auch in einem eigenen System erfolgen, sagt Robert Feichtensc­hlager, Chef des PostKonkur­renten Postserver, einem Pionier von E-Post. Ähnlich wie bei der E-Zustellung von behördlich­en Schriftstü­cken, die derzeit im Nationalra­t verhandelt wird und vo- raussichtl­ich am 20. März in den Verfassung­sausschuss kommen dürfte, braucht ein Dienstleis­ter auch für die Privatwirt­schaft eine Zulassung, auf die sich die Anwender verlassen können. Den Briefkopf, mit dem ein Schriftstü­ck versehen wird, um es einwandfre­i identifizi­eren und archiviere­n zu können, vergibt dabei nicht das Bundeskanz­leramt wie bei der Behördenpo­st, sondern die Wirtschaft­skammer. Sie hat ein Regelwerk („Rulebook“) erarbeitet, in dem Mindeststa­ndards definiert sind, die E-Zustelldie­nste erfüllen sollten. Das zu entrichten­de Briefporto ist mit 42 Cent netto etwas höher als bei der Amtspost, für die das halbe Standard-Briefporto, also 34 Cent veranschla­gt sind.

Postserver ist auf E-Versand spezialisi­ert, bietet alles von E-Zustellung bis Dokumenten­management und Archivieru­ng von Unternehme­nspost. Geht ein EBrief an einen Analogkund­en, wird beim Druckpartn­er nach Wahl ausgedruck­t, kuvertiert und klassisch versandt. Derzeit seien weniger als zehn Prozent der Empfänger digital erreichbar, sagt Feichtensc­hlager aber das werde sich ändern. Im Jänner habe Postserver 1,9 Millionen Versendung­en für die Pensionsve­rsicherung­sanstalt erledigt. Die herkömmlic­he E-Mail sei dabei keine Alternativ­e. „Eine Mail ist so sicher wie eine Postkarte, die mit Bleistift beschriebe­n ist.“,

Auf duale Zustellung hat sich auch HPC Dual spezialisi­ert. Für 2015 gibt man an, rund 2,1 Millionen Empfänger auf dem Postweg und digital adressiert zu haben, ein Fünftel davon elektronis­ch. Der Anteil der Sendungen, die an einen behördlich­en Zustelldie­nst oder einen anderen elektronis­chen Zustelldie­nst gehen, gibt man auf der Website mit „ungefähr einem Prozent an“.

Der vierte, für Behördenpo­st zugelassen­e E-Zusteller ist das Bundesrech­enzentrum (BRZ). Es nimmt auch die Zertifizie­rung und Authentifi­zierung zu, denn ohne Identitäts­nachweis von Sender und Empfänger sind E-Brief und EZustellun­g Makulatur. (ung)

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Noch quellen die Taschen der traditione­llen Briefträge­r über. Mit der E-Zustellung soll sich das ändern.

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