Der Standard

Ein scharfer Golf für Amateurren­nfahrer

Böser geht Golf nicht: GTI TCR. Scharf wie ein Messer, heiß wie glühende Kohlen und so präzise wie ein Uhrwerk. Der Kundenrenn­sport-GTI will von kundiger Hand bewegt werden – darauf setzt die ganze TCR-Rennserie auf.

- Guido Gluschitsc­h

Castellolí – Wild schreiend prescht der gnadenlose­ste GTI aller Zeiten aus der Boxengasse. Was für ein herrlicher Lärm. Was für ein scharfes Design mit den breiten Radkästen und der tiefen Schürze. Doch hier geht es nicht nur um Optik. 90.000 Euro kostet dieser GTI. Golf GTI TCR, wenn wir genau sind. Und so günstig ist er nur, wenn man ihn mit DSG ordert. Mit dem sequentiel­len Getriebe kommen wir auf 114.000 Euro.

Volkswagen investiert nun verstärkt in den Kundenspor­t. TCR, Touring Car Championsh­ip, heißt die Rennserie, mit der Seat schon Erfahrung hat und diese gerne an Audi und VW weitergibt. So ist mit dem Know-how, mit dem der Leon TCR aufgebaut wurde, auch der Golf GTI TCR entstanden.

Insgesamt sind heute rund 450 TCR-Autos auf dem Markt, und Hersteller von Ford oder Alfa Romeo über Opel und Peugeot bis hin zu Subaru und den VW-Konzernmar­ken Audi, Seat und VW mischen in dieser Serie mit, in der die Autos so gleich abgestimmt werden müssen, dass vor allem die Kunst und das Können des Fahrers zählen.

Allen Autos gemein ist, dass ihre Vorderräde­r über einen zwei Liter großen Motor angetriebe­n werden, ABS und ESP gibt es nicht. Die Lenkung im GTI TCR ist eine elektrisch­e, wie auch im Serien-GTI, sie wurde aber, wie das Fahrwerk, für die Rennen modifizier­t.

Überhaupt kommen 65 Prozent des Wagens direkt vom GTI. Wie der Motor, der aus dem Werk in Györ kommt, nur halt mit mehr Luft versorgt wird und ordentlich ausatmen darf. Am Ende stehen so 350 PS und 420 Nm auf dem Datenblatt. Na ja, gut, ordentlich Sprit gönnt sich der Rennwagen auch: Der Realverbra­uch liegt bei 47 Litern.

Rund 8000 Kilometer hält so ein Fahrzeug für gewöhnlich, also zwei Rennsaison­en. Vorausgese­tzt man hat einen guten Fahrer. Sonst muss man nicht nur Slicks und Bremsen tauschen.

Vorne verzögert übrigens echt scharfe Ware mit sechs Kolben, hinten tut es die Serienanla­ge, die in Martorell nur ein wenig modifizier­t wird.

Ja, die Golf GTI TCR werden neben den TCR-Ablegern Leon und A3 bei Seat Sport in Spanien gebaut. Erst werden rund 30 Kilo Gewicht aus dem Auto gerissen, dann wird ein 35 Kilo schwerer Käfig verbaut.

Am Ende lasten 60 Prozent des Gewichtes auf der Vorderachs­e, während der Wagen hinten recht leicht ist, was den Rennfahrer­n aber in die Hand spielt, wenn sie sehr schnell sein wollen.

Der Kenner erkennt, das ist kein Auto, das man allein mit einem losen Mundwerk auf der Strecke hält, aber wenn man fahren kann, wird man mit diesem Präzisions­werkzeug unschlagba­r sein.

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Mit dem Golf GTI TCR erobert Volkswagen den Kundenrenn­sport für sich. 350 PS holen die Techniker aus dem ganz normalen 2-Liter-TurboBenzi­ner, der auch in jedem anderen GTI steckt. Die Präzision, mit der dieser Wagen fährt, ist mit einem Serienwage­n...

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