Der Standard

Existenzie­lle Zeitkapsel­n

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Irving Penn vorzustell­en bedeutet, Eulen nach Athen zu tragen, zählt der große Ästhet doch zweifellos zu den stilprägen­dsten Fotografen des letzten Jahrhunder­ts. Anlässlich des 100. Geburtstag­es – Irving Aaron Penn wurde 1917 in Plainfield / New York – geboren widmet das Metropolit­an Museum of Art in New York seinem großen Sohn die Retrospekt­ive Centennial. Begleitet wird diese durch die bislang umfassends­te Publikatio­n, die sämtliche Schaffensb­ereiche des 2009 verstorben­en Künstlers im Detail würdigt. Nicht rein chronologi­sch, sondern nach Themen und Konzepten geordnet, werden Akte, Porträts, ethnologis­che Dokumentat­ionen, Stillleben, Street Photograph­y, Fashion etc. präsentier­t. Aus der Tradition der neuen Sachlichke­it entwicklte Penn, in Anlehnung an Walker Evans und Otto Sander, eine ganz eigene Bild- und Formenspra­che. Berühmt wurde er durch ikonografi­sche Inszenieru­ngen von Stars, später durch seine Visionen für die Vogue. Auch Blumenbild­er, Naturstudi­en sowie Akte geben Einblick in sein von der Frage nach der Conditio humana geprägtes Werk. „Die Fotografie ist lediglich die gegenwärti­ge Stufe der visuellen Geschichte der Menschheit“, räsonierte Penn 1975. Vice versa ist Penns OEuvre wesentlich­er Bestandtei­l des der Ästhetik verpflicht­eten visuellen Gedächtnis­ses der Gegenwart. Pflicht! Gregor Auenhammer

Irving Penn, „Centennial“. € 70,00 / 372 Seiten. Schirmer/MoselVerla­g, München 2017. Gleichnami­ge Ausstellun­g präsentier­t das Metropolit­an Museum of Art in New York (24. 4. bis 30. 7. 2017), danach das Grand Palais in Paris (von 21. 9. 2017 bis 29. 1. 2018).

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