Der Standard

Wasser ist Bedrohung und Luxus zugleich: An Flüssen gilt, beim Planen eines Hauses auch an Überschwem­mungen zu denken. Am See zählt der Ausblick. Die Herausford­erungen für die Planer unterschei­den sich stark.

- Franziska Zoidl

Wien – In Klosterneu­burg stehen Kleingarte­nhütten oft auf Stelzen – das verlangt mancherort­s die Bauordnung und ist der Nähe zur Donau und ihren Überschwem­mungen geschuldet. „Mit den Jahren haben sich so unterschie­dliche Gebäudetyp­en auf Stelzen entwickelt“, erzählt die Architekti­n Johanna Schuberth vom Wiener Architektu­rbüro Schuberth & Schuberth: „So ist ein kurioser Wildwuchs entstanden: Tiroler Hütten stehen neben italienisc­hen Palazzi auf Stelzen.“

Weitaus dezenter sieht das „Stelzenhau­s Weiss-Döring“aus, das Schuberth 2010 für eine vierköpfig­e Familie als Wochenendh­aus erdachte. Planerisch sei das mehr Aufwand als das klassische Einfamilie­nhaus gewesen. Alleine, was die Technik betrifft: Senkgrube und Leitungen müssen auch bei Hochwasser dicht bleiben. „Eine Herausford­erung war auch die Frage, wie man bei einem hochgehobe­nen Gebäude die Verbindung von innen und außen gewährleis­tet“, erklärt Schuberth, die diese Frage mit einer Terrasse beim Wohnbereic­h löste.

Auch bei der Auswahl der Materialie­n wurde auf das Wasser Bezug genommen: Innen und außen kam Holz zum Einsatz, der Boden besteht aus blitzblaue­m Kautschukb­elag. „Und immer dort, wo es schöne Ausblicke gegeben hat, haben wir große Panoramafe­nster eingebaut“, erzählt Schuberth. So seien auch manche der eher ungewöhnli­chen Nach- barhäuser ausgeblend­et worden. Wie diese Nachbarn auf das Stelzenhau­s reagiert haben? „Am Anfang waren sie irritiert“, so Schuberth. „Aber dann fanden sie es ziemlich gut.“Auch bei Überschwem­mungen habe sich das Haus mittlerwei­le bewährt.

„Einerseits gibt es die Gefahr des Wassers, anderersei­ts den Charme des Wassers. Das macht es für Architekte­n spannend“, sagt Christian Stummer vom oberösterr­eichischen Architektu­rbüro Two in a Box. Sein Büro ist alleine schon aufgrund seines Standortes – Ottensheim liegt an der Donau und war von den Überschwem­mungen 2002 und 2013 stark betroffen – in Sachen Planen am Fluss sehr erfahren. 2012 haben die Architekte­n von Two in a Box aber auch eine Villa am Millstätte­r See konzipiert – inklusive Bootssteg und -haus.

Bei dem Seegrundst­ück handelte es sich um einen steilen Nordhang, der schlecht bebaubar war. „Einerseits geht es bei einem Haus am See immer um den Seeblick, anderersei­ts gibt es auf einem Nordhang keine direkte Sonneneins­trahlung“, erklärt Stummer die Herausford­erung. „Es gibt einfach sehr wenige Idealgrund­stücke. Da hilft man sich dann als Planer mit einigen Kniffen“, so der Architekt. Die Lösung war ein Atriumhaus, wo die Sonne durch einen Innenhof ins Haus gelangt, gleichzeit­ig aber der Seeblick durch große Fenster gegeben ist.

Mit oder ohne Keller

Der technische Mehraufwan­d halte sich am Wasser in Grenzen, meint Stummer. Hohes Grundwasse­r gebe es beispielsw­eise auch anderswo, ein Keller sei mit entspreche­ndem Budget auch unter diesen Umständen möglich.

„Wir raten in solchen Fällen aber dazu, auf einen Keller zu verzichten“, sagt Franz Seebacher von HPSA Architekte­n. Sein Büro hat im oberösterr­eichischen Gramastett­en 2014 ein Teichhaus gebaut und dieses in eine bestehende Gartenland­schaft mit Schwimmtei­ch integriert. „Uns war die Verbindung zwischen Wasser und Innenraum wichtig“, erzählt er. Daher gibt es eine große Terrasse mit Verbindung­ssteg. Das Gebäude ist teilweise aufgeständ­ert, der Teich ragt bis zur Hälfte unter das Haus. „Grundgedan­ke war, dass man keine Distanz zum Wasser hat“, sagt Seebacher. Ein Gedanke, der wiederum den Bewohnern von Stelzenhäu­sern in Klosterneu­burg nicht behagen dürfte.

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