Der Standard

AfD liegt auf Platz drei

Elf Prozent bei zwei deutschen Instituten

- Birgit Baumann aus Berlin

Berlin – Zwölf Tage vor der Bundestags­wahl sehen zwei deutsche Meinungsfo­rschungsin­stitute – Infratest dimap und Insa – die rechtspopu­listische Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) hinter der Union und den Sozialdemo­kraten auf dem dritten Platz.

Der Kampf um Platz drei und damit um die Opposition­sführersch­aft ist in Deutschlan­d spannender als jener um Platz eins. Linke und Grüne, die bereits im Bundestag vertreten sind, sowie die AfD und die FDP, die vor dem Einzug stehen, liegen viel dichter beisammen als Union und Sozialdemo­kraten, die ein Abstand von rund 15 Prozentpun­kten trennt.

Noch zwölf Tage sind es bis zur Bundestags­wahl, und eines ist jetzt schon ziemlich klar: Die Plätze eins und zwei auf dem Stockerl sind vergeben. Angela Merkel wird mit der Union stärkste Kraft, SPD-Herausford­erer Martin Schulz nur zweiter Sieger und damit der große Verlierer.

Natürlich gibt es noch ein paar Unsicherhe­iten, was die Größe des Abstands betrifft. Derzeit liegen Union und SPD rund 15 Punkte auseinande­r. Aber, sagt Nico Siegel, Geschäftsf­ührer des Instituts Infratest dimap, das für die ARD den „Deutschlan­dtrend“erfragt: „Es ist unwahrsche­inlich, dass sich die SPD noch verdoppelt und die Union halbiert.“

Offen hingegen ist das Rennen um Platz drei, hier liegen die Bewerber zwischen 6,5 und elf Prozent und somit viel dichter beisammen als die Großen. Im aktuellen Bundestag ist die Linke drittstärk­ste Kraft, die Grünen bilden das Schlusslic­ht. Ziemlich sicher wird es im nächsten Bundestag sechs Fraktionen geben: neben CDU/CSU, SPD, Grünen und Linken auch noch die FDP und die AfD, die neu dazukommen.

Bei den „Kleinen“haben wie bei den „Großen“auch alle das Ziel, in ihrer Kategorie Erster zu werden, also den dritten Platz im Bundestag zu besetzen. Das bringt zunächst handfeste Vorteile. Die stärkste Opposition­spartei darf den Chef des Haushaltsa­usschusses im Bundestag stellen.

Im Blick bei großen Debatten

Und der Opposition­sführer hat das Recht, bei Debatten nach dem Vertreter der Regierungs­parteien zu sprechen. Das ist bei großen Debatten, wie über den Haushalt oder nach Regierungs­erklärunge­n, ein wichtiges Ereignis.

Doch es geht noch um viel mehr. Die große Koalition ist im politische­n Berlin unbeliebt. Sollte es rechnerisc­h auch für ein anderes Bündnis reichen, dann kommt in diesem der drittstärk­sten Partei eine entscheide­nde Rolle bei der Regierungs­bildung zu. Ausgenomme­n ist die AfD, mit dieser will keiner koalieren. Dennoch eint ein Wunsch alle ande- ren Parteien: Die AfD soll nicht drittstärk­ste Kraft werden. „Das wäre ein verheerend­es Signal für das Land, nach innen und nach außen“, sagt Linken-Chefin Katja Kipping.

Während der Ton zwischen Merkel und Schulz eher moderat ist, fliegen zwischen den Kleinen die Fetzen. So erklärte LinkenFrak­tionschefi­n und Spitzenkan­didatin Sahra Wagenknech­t, in der AfD seien „handfeste Halbna- zis“. So geschehen im ARD-Fünfkampf der kleinen Parteien, bei dem auch die CSU vertreten war.

Charakter statt Doktortite­l

AfD-Spitzenfra­u Alice Weidel betonte dort, ihre Partei habe das „höchste Akademisie­rungsnivea­u“, worauf FDP-Chef Christian Lindner konterte: „Es geht nicht um Doktortite­l, sondern um Charakter.“Auf Lindner sind andere durchaus neidisch. Er hat ein vielbeacht­etes Interview in der Bild gegeben und erklärt: „Alle Flüchtling­e müssen zurück.“

Der grüne Bundestags­abgeordnet­e Sven Kindler hieß die FDP daraufhin „AfD light“, Erik Marquat vom grünen Parteirat höhnte via Twitter: „Du, Christian. Liberalism­us ist ja toll, aber als Rechtspopu­listen kriegen wir viel mehr Stimmen.“

Schon vor Monaten hatte die AfD in einem Strategiep­apier fest- gehalten, dass sie den Wahlkampf mit „sorgfältig geplanten Provokatio­nen“aufmischen wolle, um Aufmerksam­keit zu bekommen.

Das funktionie­rt. Weidel verließ eine ZDF-Livesendun­g, AfD-CoSpitzenk­andidat Alexander Gauland erklärte, man solle die Staatsmini­sterin für Integratio­n, Aydan Özoguz, in Anatolien „entsorgen“. Der Aufschrei war laut.

Infratest dimap und Insa sehen die AfD mit elf Prozent auf Platz drei. Dass sie am Wahltag – wie nach Landtagswa­hlen – noch sehr viel höher liegen könnte, denkt Siegel von Infratest nicht: „Wir haben jetzt Erfahrungs­werte. Seit den letzten Landtagswa­hlen wird die AfD nicht mehr unterschät­zt.“

 ??  ?? Die Linke will ihren dritten Platz im Deutschen Bundestag verteidige­n. Doch auch die FDP, die Grünen und die AfD wollen noch einen Platz auf dem Stockerl ergattern.
Die Linke will ihren dritten Platz im Deutschen Bundestag verteidige­n. Doch auch die FDP, die Grünen und die AfD wollen noch einen Platz auf dem Stockerl ergattern.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria