Der Standard

Kleiner Schwarzer im Roten Haus

Dax leitet SPÖ durch den burgenländ­ischen Wahlherbst

- Wolfgang Weisgram

Eisenstadt – Für das Rennen um die Nationalra­tswahl am 15. Oktober hat die SPÖ-Bundeszent­rale eine fulminante Idee. Unterm Motto „eine Million Haustüren“will man österreich­weit Klinkenput­zen gehen. Hinaus zu den Menschen, wie man so schön sagt.

Christian Dax schüttelt, erstaunt ein wenig, den Kopf. Denn die neue Wahlkampfi­dee ist im roten Burgenland ein traditione­lles Wahlkampf-No-na. „Wir stecken eh schon mitten im Gemeindera­tswahlkamp­f“, sagt Dax, der junge Landesgesc­häftsführe­r. In den nächsten Wochen werde man nicht bloß einen Teil, „sondern alle rund 120.000 burgenländ­ischen Haushalte besuchen“. So ist’s hier Sitte seit jeher.

Aus diesem Grund stehe auch der kommunale Wahlkampf bis zum 1. Oktober im Fokus der Dax’schen Mühewaltun­g. Dass beim Plaudern im besuchten Wohnzimmer auch der laufende Nationalra­tswahlkamp­f beredet wird: „No na.“Und wer da beredet werden wird, scheint auch klar: „Dosko.“Das gehe ja Hand in Hand. In Wien, klagt Dax, werden die pannonisch­en Gemeindera­tswahlen aber gar nicht richtig wahrgenomm­en. Und wenn, dann bloß abgetan.

Der erst 29-jährige Christian Dax hat einen wahren Crashkurs in SPÖ-Kunde absolviert. Vor einem Jahr erst, da werkte er noch im Landeshaup­tmannbüro, wurde er zum Geschäftsf­ührer der zunehmend eigenständ­iger agieren- den pannonisch­en SPÖ designiert. Seit Jahresanfa­ng ist der 29Jährige Hausherr im Roten Haus, der Eisenstädt­er Parteizent­rale.

Da und dort wird er von den Genossen immer noch „kleiner Schwarzer“genannt. Dax entstammt einer tiefschwar­zen Familie, hat selbst drei Monate bei Othmar Karas in Brüssel hospitiert. Der Großvater war gar ÖVP-Landtagspr­äsident. Dass der Junior bei der SPÖ nicht nur anheuerte, sondern gleich auf die Kommandobr­ücke berufen wurde, bedurfte der Gewöhnung. Mittlerwei­le habe aber der Opa, so will es dem Enkel scheinen, über den ideologisc­hen Graben hinweg einen gewissen Stolz entwickelt, er „hat mich gleich mit einschlägi­ger Literatur zur Legistik versorgt“.

Christian Dax ist selbst Jurist, hat in New York die Anwaltsprü­fung gemacht, in Wien in einer internatio­nalen Wirtschaft­skanzlei gearbeitet. „Ich hab mir aber immer mehr die Frage der Gerechtigk­eit gestellt.“Als er ein Buch von Helmut Schmidt gelesen hat, „war mir klar, dass ich eigentlich ein Sozialdemo­krat bin“.

Als solcher kennt er mittlerwei­le die pannonisch­e Partei aus dem Effeff. Alle 171 Ortsgruppe­n hat er besucht. 131 davon werden sich mit der gemeinsame­n Werbelinie in die doppelt angelegte Schlacht werfen. Zuletzt waren das nur 60. 5352 Kandidaten gehen in allen 171 Gemeinden von Haus zu Haus. Für sich, für den Hans Peter Doskozil und, mag sein, ein bisserl auch für den kleinen Schwarzen im Roten Haus.

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Foto: SPÖ Burgenland Christian Dax, Pannoniens roter Parteimana­ger.

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