Poetische Dimensionen des Fragilen: Judith Fegerl
– Was wie eine feine Stickarbeit anmutet, beruht bei Judith Fegerl (geb. 1977 in Wien) auf einer brachialen Geste: Draht wird durch eine Wand gefädelt und anschließend unter Strom gesetzt, wodurch ein abstraktes Muster von Brandspuren entsteht. Cauter heißt die In-situ-Arbeit, die Fegerl seit 2012 in verschiedenen Kontexten realisiert hat und die sie nun auch im 21er Haus zeigt. Der Titel schlägt, wie so oft in Fegerls Arbeiten, die Brücke vom Technischen zum Körperlichen: Die Kauterisation, das Versengen von Gewebe, wird in der Chirurgie etwa genutzt, um Blutungen zu stoppen.
Moments, die zweite Arbeit in der Ausstellung, macht eine geradezu poetische Dimension von Fragilität zum Thema: Stahlstangen unterschiedlicher Länge und Dicke, Kupferdrahtspulen und Magneten werden durch Strom in skulpturaler Form gehalten. Würde die Stromzufuhr unterbrochen, zerfiele die dreiteilige Skulptur.
Es sind Momente von Unkontrollierbarkeit, mittels deren das Verhältnis des Menschen zur Technik untersucht, aber gleichzeitig auch die technischen Gerätschaften auf ihre Ähnlichkeiten mit menschlichen Subjekten befragt werden.