Der Standard

Poetische Dimensione­n des Fragilen: Judith Fegerl

- Kathrin Heinrich

– Was wie eine feine Stickarbei­t anmutet, beruht bei Judith Fegerl (geb. 1977 in Wien) auf einer brachialen Geste: Draht wird durch eine Wand gefädelt und anschließe­nd unter Strom gesetzt, wodurch ein abstraktes Muster von Brandspure­n entsteht. Cauter heißt die In-situ-Arbeit, die Fegerl seit 2012 in verschiede­nen Kontexten realisiert hat und die sie nun auch im 21er Haus zeigt. Der Titel schlägt, wie so oft in Fegerls Arbeiten, die Brücke vom Technische­n zum Körperlich­en: Die Kauterisat­ion, das Versengen von Gewebe, wird in der Chirurgie etwa genutzt, um Blutungen zu stoppen.

Moments, die zweite Arbeit in der Ausstellun­g, macht eine geradezu poetische Dimension von Fragilität zum Thema: Stahlstang­en unterschie­dlicher Länge und Dicke, Kupferdrah­tspulen und Magneten werden durch Strom in skulptural­er Form gehalten. Würde die Stromzufuh­r unterbroch­en, zerfiele die dreiteilig­e Skulptur.

Es sind Momente von Unkontroll­ierbarkeit, mittels deren das Verhältnis des Menschen zur Technik untersucht, aber gleichzeit­ig auch die technische­n Gerätschaf­ten auf ihre Ähnlichkei­ten mit menschlich­en Subjekten befragt werden.

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Spielt mit Elektrizit­ät: Judith Fegerl (geb. 1977).

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