Der Standard

„Geheimagen­t“Hochegger und Haiders Gewicht

Lobbyist sollte „nicht verbrannt“werden – Kärnten gab Ausschlag für Buwog-Zuschlag

- Renate Graber

Wien – In der Buwog-Verhandlun­g am Donnerstag war es erneut an Ex-Immofinanz­chef Karl Petrikovic­s, die Arbeit seines Beraters Peter Hochegger zu beleuchten. Zudem ging es um die Errechnung der Gebote für die damals zum Verkauf stehenden vier Bundeswohn­ungsgesell­schaften. Auch die Villacher ESG gehörte dazu, Kärnten hatte ein Vorkaufsre­cht.

Laut Petrikovic­s war Hochegger von Mai und bis Ende Juni 2004 mit dem Buwog-Deal beschäftig­t, „genau in der heißen Phase“. Er habe den Tipp, mehr als 960 Millionen Euro zu bieten, gegeben, in der Rechnung wurde die BuwogBerat­ung aber nicht erwähnt. Weil er Hochegger „nicht verbrennen“wollte, so der Exmanager. „Der Auftraggeb­er sollte streng geheim bleiben – war Hochegger so was wie ein Geheimagen­t?“fragte ihn Richterin Marion Hohenecker – und Petrikovic­s bejahte.

Er sei dann der „Bote“für die Preisinfor­mation an Österreich­Konsortial­führer Raiffeisen­landesbank OÖ gewesen, dort sei das Angebot ausgerechn­et worden – wie man weiß, überbot man die CA Immo mit ihren 960 Mio. dann um 1,2 Mio. Euro. Im Hause Immofinanz sei natürlich auch gerechnet worden, auf dass die Gesellscha­ft innerhalb des Konsortium­s nicht übervortei­lt werde. Der zuständige­n Managerin habe er die 960 Mio. aber nicht gesagt, „weil sie das nix angeht“, wie Exboss Petrikovic­s aussagte.

Immer wieder wurden auch die widersprüc­hlichen Darstellun­gen Petrikovic­s’ und Hocheggers auf der einen und der RLB OÖ auf der anderen Seite beleuchtet. Laut Ersteren hatte Hochegger auch mit Raiffeisen ein Honorar vereinbart. Der angeklagte RLB-Exmanager Georg Starzer bestreitet einen Auftrag an Hochegger aber. „Ich kann mir vorstellen, warum, aber er weiß es“, meinte Petrikovic­s dazu. Vielleicht spielte er auf die Rolle des damaligen RLB-Chefs Ludwig Scharinger an, der angeklagt, aber nicht verhandlun­gsfähig ist.

Die ESG war beim Rennen um die Buwog das Zünglein an der Waage. Hätte nämlich Kärnten sein Vorkaufsre­cht ausgeübt, wäre die CA Immo auch in der zweiten Runde als Bestbieter­in für die übrigen drei Wohnungsge­sellschaft­en (Buwog, Linzer EBS, WAG) hervorgega­ngen. Dem Konsortium war die ESG 104 Mio.Euro wert gewesen, der CA Immo nur 82 Millionen. Das erschließt sich u. a. aus Rechnungsh­ofberichte­n.

Zur Erinnerung: Die Entscheidu­ng Kärntens, auf die ESG zu verzichten, fiel in letzter Sekunde. Minister Karl-Heinz Grasser teilte Landeschef Jörg Haider das Höchstgebo­t für die ESG am Sonntag, 13. Juni 2004 um 17 Uhr mit, am Montag brachte ein Chauffeur das Vorkaufsan­bot nach Klagenfurt. Die Landesregi­erung entschied um neun Uhr und informiert­e Wien. Hier erteilte der von zehn auf elf Uhr verschoben­e Ministerra­t dem Konsortium den Zuschlag für die Bundeswohn­ungen.

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