Der Standard

Daheim bei Maria im Wohnzimmer

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An der Visualisie­rung arbeiten, das Erscheinun­gsbild verbessern, an die Möglichkei­ten einer Umschulung denken: Maria Beerenberg­er, 50, seit zwei Jahren arbeitslos, ist Hauptfigur in Der Winter tut den Fischen gut von Theater IG Fokus.

Wie Voyeure oder unangemeld­ete Gäste befindet sich das Publikum in Marias (Petra Strasser) 50er-Jahre-Wohnzimmer. Bevor sie den Antwortbri­ef auf eine ihrer Bewerbunge­n öffnet, spult sie in ihrer Biografie zurück:

Auftritt der jungen Maria (Elisabeth Veit), wie sie ihren inzwischen verstorben­en Ehemann kennenlern­t (John F. Kutil) und wie ihr nach 25 Jahren die Anstellung in einer Boutique gekündigt wird. Maria erträgt die Demüti- gungen ihres misogynen Gatten und nimmt die brunnentie­fen Enttäuschu­ngen ihres Lebens zur Kenntnis, ohne prinzipien­los zu werden.

Regisseuri­n Margit Mezgolich (auch Stückfassu­ng) gelingt es genauso wie Anna Weideholze­r im zugrundeli­egenden Roman, nicht nur die Lebenswelt der Frau einzufange­n, sondern sie als allgemeing­ültige Geschichte des sozialen Ausschluss­es zu erzählen. Tragikomis­che Szenen, ein flinker Rollenwech­sel und authentisc­he Dialoge zeichnen die schlichte Inszenieru­ng dieses neuen Pop-up-Theaters aus. Mezgolich hat dafür den passenden Rahmen gefunden: ein Gassenloka­l, intim, aber öffentlich. (hamu) Gassenloka­l, 1140 Wien, Hütteldorf­er Straße 141, bis 3. März

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