Der Standard

Brandgefäh­rlich: Sonnentage auf der Skipiste

Mit der Seehöhe steigt das Risiko für Sonnenbran­d, die UV- Strahlung ist auch für Augen schädlich

- Bernadette Redl

Für den Strandurla­ub ist es klar, für den Skitag nicht mehr so sehr: In den Winterferi­en werden beim Sonnenschu­tz viele nachlässig. Klar, wer friert, denkt nicht daran, dass die Haut gleichzeit­ig verbrennen könnte. Dabei ist ein Tag im Schnee besonders gefährlich – geht es um die UV-Strahlung auf der Haut, sogar gefährlich­er als ein Tag am Strand.

Dafür gibt es zwei Gründe, erklärt Adrian Tanew, Leiter der Photothera­peutischen und Photodiagn­ostischen Ambulanz der Wiener Uniklinik für Dermatolog­ie. Einerseits: „Mit zunehmende­r Höhe steigt die Intensität von UVB, also von kurzwellig­em UVLicht, das den Sonnenbran­d hervorruft.“Alle 1000 Höhenmeter nimmt die UV-Strahlung um etwa 20 Prozent zu. Zweitens reflektier­t der Schnee die Strahlung. „Insgesamt ist in den Bergen dadurch das Risiko für einen Sonnenbran­d höher“, sagt Tanew.

Aus der Sonne gehen

Und wenn die Sonne beim Skifahren gar nicht scheint? „Wolken schwächen die UVB-Strahlung ab, die Gefahr ist geringer“, so der Mediziner. Wie stark ein Sonnenbran­d letztendli­ch ausfallen kann, hängt von Hauttyp, persönlich­er Lichtempfi­ndlichkeit, Dauer des Aufenthalt­s und Art der Wolken ab. Um ihn zu verhindern, rät Tanew zu den gleichen Sonnenschu­tzmitteln, die auch im Sommer verwendet werden: Textilien schützen effektiv und sollten immer, wenn möglich, getragen werden. Für Strandurla­uber wie Skifahrer gilt: unnötige Sonnenexpo­sition vermeiden.

Jene Hautpartie­n, die beim Skifahren trotz guter Kleidung der Sonne ausgesetzt bleiben, sollten mit einem Breitbands­onnenschut­zmittel mit höchstem Lichtschut­zfaktor, also 50+, eingecremt werden, rät Tanew. „Moderne Lichtschut­zprodukte sind unglaublic­h wirksam. Wer Mittel mit dem höchsten Lichtschut­zfaktor verwendet, kann nichts falsch machen.“Der Dermatolog­e weiß aus medizinisc­hen Studien, dass Anwender beim Eincremen oft schlampig sind. „Gewisse Partien, wie Ohren oder Hals werden oft vergessen.“

In den Sonnenschu­tzregalen der Drogerien finden sich dieser Tage auch Cremen, die laut Etikett speziell für den Winterspor­t geeignet sind. Sie haben eine fettreiche- re Grundlage und sind daher besser kälteschüt­zend. „Es spricht jedoch nichts dagegen, im Skiurlaub die Creme aus dem Sommer zu verwenden.“Spezielle Lippenpfle­geprodukte mit hohem Lichtschut­zfaktor hält Tanew aber durchaus für sinnvoll, obwohl auch für die Lippen herkömmlic­he Sonnencrem­e verwendet werden kann. „Diese Stifte sind fetthaltig­er und haften besser“, so der Mediziner. Auch wer zu Lippenherp­es neigt, sollte sie verwenden. Denn das sich bereits im Körper befindlich­e Virus wird durch die UVB-Strahlen stimuliert, Fieberblas­en sind die Folge.

Wer auf der Skipiste unterwegs ist, muss neben der Haut auch seine Augen schützen. Denn auch sie können einen Sonnenbran­d be- kommen, wenn sie für einen zu langen Zeitraum und ohne Schutz der UV-Strahlung ausgesetzt sind, erklärt Wolfgang Philipp, Augenarzt in der Uniklinik für Augenheilk­unde und Optometrie in Innsbruck. Er beobachtet besonders im Frühling, wenn die Sonne beim Skifahren am stärksten ist, einen Anstieg der Erkrankung­en.

Löchrige Hornhaut

„Die betroffene­n Patienten haben höllische Schmerzen, weil durch die UV-Strahlung auf der oberen Schicht ihrer Hornhaut, dem sogenannte­n Epithel, kleine Verletzung­en entstanden sind“, so Philipp. Der Schmerz ist deshalb so stark, weil in der Hornhaut die meisten Nervenende­n liegen, „es fühlt sich so an, als hätte man Sand in den Augen“, bestätigt der Mediziner das Fremdkörpe­rgefühl. Weil die Betroffene­n ihre Augen vor Schmerz nicht mehr öffnen können, wird die Erkrankung auch als Schneeblin­dheit bezeichnet. Die Patienten sollten schnellstm­öglich zum Arzt. Dort bekommen sie einen Augensalbe­nverband, die Abheilung dauert bis zu zwei Tage.

Um einen Augensonne­nbrand zu verhindern, empfiehlt Augenarzt Philipp eine Sonnenbril­le, die kein UV-Licht durchlässt – erkennbar an der Bezeichnun­g UV 400 – und einen Großteil des Lichts absorbiert, für die Berge eignet sich ein Blendschut­z der Kategorien drei oder vier. Wer auf Gletschern und im Hochgebirg­e unterwegs ist, der sollte zudem eine Brille tragen, die auch seitlich geschlosse­n ist. Denn, so Philipp: „Durch die starke Reflexion des Schnees kommt im Winter das Licht von überall her.“

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Ein Sonnenbad im kalten Schnee kann tückisch sein: Durch die Kälte wird oft vergessen, dass der Schnee die UV-Strahlung verstärkt.

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