Der Standard

Diskrete Stiftungen: Neos kritisiere­n Strategie der Finanz

Sonderrege­lung für Liechtenst­ein bleibe unerklärli­ch – Liste Pilz kritisiert Postenroch­ade im Ministeriu­m

- András Szigetvari

Wien – Die Strategie des Finanzmini­steriums im Kampf gegen Steuerbetr­ug sorgt für rege Betriebsam­keit im Nationalra­t. Die Neos wollten mit einer parlamenta­rischen Anfrage ergründen, weshalb Österreich­s Finanz nicht einmal versucht, an Informatio­nen über Stiftungen heranzukom­men, die von Österreich­ern in Liechtenst­ein gegründet wurden.

Die knappe Antwort des Finanzmini­steriums sorgt bei den Neos nun erst recht für Ärger: „Angesichts der Intranspar­enz der Finanz werden wir noch bissiger agieren müssen“, sagt Neos-Abgeordnet­er Sepp Schellhorn.

Auslöser der Kritik ist eine Sonderabsp­rache zwischen Wien und Vaduz. Die EU hat mit Liechtenst­ein im Jahr 2015 ein Abkommen geschlosse­n, dass dafür sorgen soll, dass Ausländer keine Vermögen mehr im Fürstentum verstecken können. Das Fürstentum muss Informatio­nen über Konten von EU-Bürger an die Mitgliedsl­änder der Union liefern. Dabei ist gleichgült­ig, in welcher Form das Vermögen angelegt ist: Auch die Hintermänn­er von Stiftungen müssen ans Ausland gemeldet werden. Im vergangene­n Jahr war Startschus­s für das neue System.

Österreich und Liechtenst­ein haben aber eine Ausnahme vereinbart. In der Amtszeit von Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling (ÖVP) wurde ausverhand­elt, dass für Stiftungen diese Transparen­z nicht gelten soll. Bürger oder Organisati­onen aus Österreich, die in Liechtenst­ein eine Stiftung haben, können anonym bleiben. Für einige Stiftungen gilt dies nur, wenn sie bis zum 31. Dezember 2016 bereits bestanden haben, für andere ohne jede Einschränk­ung.

Die Neos wollten wissen, weshalb Wien keine Infos über die Identität von Stiftern haben will. Die Antwort der Finanz: Schon seit ein paar Jahren sind liechten- steinische Finanzdien­stleister verpflicht­et, Kapitalein­kommen von Stiftungen mit Österreich-Bezug zu versteuern und das Geld zu überweisen. Dieses System habe sich in der „Verwaltung­spraxis bewährt“. Im Gegenzug ermöglicht das Abkommen der EU mit Liechtenst­ein keine Besteuerun­g. Infos müssen von der Finanz erst in Detailarbe­it verwertet werden.

Für Schellhorn ist diese Erklärung eine Nebelgrana­te. Die Finanz rede ohne nähere Begründung von der besseren Verwaltung­spraxis. Österreich forciere mit fast allen anderen Staaten weltweit den Steuerdate­naustausch nur im Falle der Liechtenst­ein-Stiftungen setze man weiter auf Intranspar­enz. „Da fragt man sich schon, wen hier ÖVP und SPÖ schützen wollen?“, so Schellhorn. Die Sonderabsp­rache mit Vaduz wurde unter der großen Koalition beschlosse­n.

Das Finanzmini­sterium ins Visier nimmt auch die Liste Pilz. Deren Finanzexpe­rte Bruno Ross- mann bringt diese Woche eine Anfrage an Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP) über Umstruktur­ierungen in seinem Ressort ein. Rossmann kritisiert, dass bereits unter Lögers Vorgänger Schelling begonnen wurde, den politische­n Druck, dem die Beamten ausgesetzt sind, zu erhöhen. Dafür verantwort­lich sind eine Reihe von organisato­rischen und personelle­n Änderungen, über die Rossmann nun weitere Auskunft verlangt.

Er will zudem Auskunft zu einer Versetzung: Im Mai 2017 wurde von Schelling eine der sechs Sektionen im Ministeriu­m aufgelöst. Sektionsch­ef HansGeorg Kramer (Betrugsbek­ämpfung), ein früherer Protegé von Finanzmini­ster Wilhelm Molterer, musste seinen Posten räumen. Er wurde dafür zum Leiter der Steuer- und Zollkoordi­nation Süd in Klagenfurt bestellt. Ein Abstieg, der ihm versüßt wurde, indem das Gehalt des Regionalma­nagers erhöht wurde, so Rossmann.

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