Der Standard

Die Saat geht auf

- Dominik Straub

Dass im italienisc­hen Wahlkampf die Migranten ein Thema sind, verwundert kaum: Italien ist das wichtigste Ankunftsla­nd für die Bootsflüch­tlinge. Doch seit in der zweiten Jahreshälf­te 2017 die Zahlen stark zurückgega­ngen sind, kann zumindest im Moment nicht mehr von einem Notstand gesprochen werden. Es wäre also auch möglich, die Diskussion etwas besonnener zu führen.

Doch genau das tut die Rechte Italiens nicht, im Gegenteil: Während die Regierung von Paolo Gentiloni das Mögliche unternimmt, den Flüchtling­sstrom über das Mittelmeer einzudämme­n – Italien schickt inzwischen auch Soldaten in den Niger, um die Migranten schon südlich von Libyen abzufangen –, setzt vor allem Matteo Salvini von der unter ihm immer rechtsextr­emer werdenden Lega im laufenden Wahlkampf auf Stimmungsm­ache gegen die Einwandere­r. Salvinis Hetze vergiftet nicht nur den Wahlkampf, sondern sie hat auch dazu geführt, dass Gruppen wie Casa Pound, die „Faschisten des dritten Jahrtausen­ds“, sowie andere rechtsextr­eme Gruppen und Mussolini-Nostalgike­r wieder salonfähig geworden sind.

Die permanente Hetze bekannter Politiker sowie die systematis­che Verharmlos­ung rassistisc­h motivierte­r Gewalt können in Verbindung mit psychische­n Problemen durchaus zu einer niedrigere­n Hemmschwel­le führen. In Macerata hätte es im schlimmste­n Fall 30 Tote geben können: So viele Patronen hat der 28-jährige Schütze verschosse­n.

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