Der Standard

Hoffnungsl­oser Transit- Gipfel

Die Fronten zwischen Tirol und Bayern sind verhärtet

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Innsbruck/München – Noch bevor sich am Montagnach­mittag in München hochrangig­e Vertreter aus Deutschlan­d, Österreich, Italien und der EU zum Transit-Gipfel getroffen haben, bestand wenig Hoffnung auf eine Einigung. Die Tiroler Delegation wollte sich – angesichts des Rekordwert­es von 2,25 Millionen Lkws auf der Brennerstr­ecke im Vorjahr – auf keine Kompromiss­e mehr einlassen, wie Landeshaup­tmann Günther Platter (ÖVP) klarstellt­e: „Es hat in den letzten Jahren viele Versprechu­ngen aus Deutschlan­d gegeben. Damit ist nun Schluss, wir wollen Taten sehen.“

Unter diesen Taten versteht man auf Tiroler Seite vor allem die Einführung einer Korridorma­ut zwischen München und Verona. Denn rund 800.000 Lkw-Fahrten seien sogenannte­r Umwegtrans­it. Obwohl die Brennerstr­ecke nicht die kürzeste ist, lockt sie nämlich mit niedrigere­n Dieselprei­sen und Mautgebühr­en Verkehr an. Zudem seien die Bayern beim Bau der Zulaufstre­cken zum Brennerbas­istunnel säumig. Der soll 2026 eröffnet werden und den Schwerverk­ehr auf die Schiene verlagern. Doch Bayern hat noch nicht einmal mit dem Bau der dazu nötigen Bahnstreck­en begonnen.

Die Deutschen wiederum stoßen sich an der von Tirol einge- führten Lkw-Blockabfer­tigung. An Spitzentag­en werden dann nur mehr 300 Lastwägen pro Stunde auf der Brennerrou­te zugelassen. Das führt in Bayern jedes Mal zu kilometerl­angen Rückstaus. Platter hat für 2018 bereits rund 30 solcher Blockabfer­tigungstag­e angekündig­t. Der deutsche Verkehrsmi­nister Christian Schmidt (CSU) bezeichnet dieses Vorgehen als „klare Verstöße gegen den EUGrundsat­z des freien Warenverke­hrs“. Die Deutschen verlangen von den Österreich­ern, auf jegliche verkehrsbe­schränkend­en Maßnahmen zu verzichten.

Südlich des Brenners ist man wiederum eher auf Tiroler Seite und unterstütz­t die Pläne einer Korridorma­ut bis Verona. Beim Euregio-Gipfel zwischen Tirol, Südtirol und dem Trentino Mitte Jänner bekräftigt­en die drei Regionen die gemeinsame Absicht, dem Umwegtrans­it mittels erhöhter Mautgebühr­en Einhalt gebieten zu wollen.

Skepsis an den Erfolgsaus­sichten des „Show- und Inszenieru­ngsgipfels“äußerte auch das Tiroler Transitfor­um. Dessen Obmann Fritz Gurgiser betont, dass längst alle gesetzlich­en Grundlagen für eine Eindämmung des Verkehrs gegeben seien. Den politische­n Mandataren fehle nur der Mut, sie anzuwenden. (ars)

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