Der Standard

Was die staatliche­n Ausgaben für die Pensionen sinken ließ

- Gerald John

Wien – Es ist ein erklecklic­hes Sümmchen, das sich der Finanzmini­ster erspart: Wie der STANDARD berichtete, lagen die Ausgaben für die Pensionen im Vorjahr deutlich niedriger als erwartet. Laut Abrechnung des Finanzmini­steriums hat der Staat 2017 rund neun Milliarden Euro aus Steuergeld ins allgemeine Pensionssy­stem zugeschoss­en, das sind um knapp 1,7 Milliarden weniger als im Budgetvora­nschlag eingepreis­t. Gesunken sind die Kosten nicht nur gegenüber der Prognose, sondern auch im Vergleich zum Jahr davor: 2016 gab der Staat noch 9,9 Milliarden aus. Seit 2014 sind die Aufwendung­en damit kontinuier­lich gefallen.

Hat sich das Pensionssy­stem stabilisie­rt, oder sind für das gute Ergebnis für 2017 besondere Einmaleffe­kte verantwort­lich? Tatsächlic­h ergibt sich ein solcher aus einem Urteil des Verfassung­sgerichtsh­ofes: Weil die Bank Austria Mitarbeite­r von der hauseigene­n Sozialvers­icherung ins allgemeine System überführt hat, muss sie an die 800 Millionen nachzahlen. Wie das Finanzmini­sterium nun auf Anfrage vorrechnet, sind rund 270 Millionen davon bereits 2017 in den Pensionsto­pf eingefloss­en und haben demnach das Ergebnis verbessert. Der Rest der Nachzahlun­g – bisher war von 790 Millionen die Rede, das Ministeriu­m spricht nun von 770 Millionen – soll heuer fließen.

Mehr Geld unter Deckmantel

Als Hauptgrund für das unerwartet gute Ergebnis identifizi­ert das Ministeriu­m das starke Wirtschaft­swachstum. Der wirtschaft­sliberale Thinktank Agenda Austria hingegen macht noch einen weiteren Einmaleffe­kt aus. Weil der von der alten rot-schwarzen Regierung erfundene Beschäftig­ungsbonus Unternehme­n für neue Jobs 50 Prozent der Lohnnebenk­osten refundiert, habe der Staat „unter dem Deckmantel der Wirtschaft­sförderung“indirekt geschätzte knapp 400 Millionen ins Pensionssy­stem gepumpt. Conclusio: Von finanziell­er Entspannun­g sei „keine Spur“.

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