Machtkampf auf den Malediven spitzt sich zu
Präsident lässt Höchstrichter festnehmen, Expräsident fordert Militärintervention
Malé/Wien – Der Präsident der Malediven, Abdulla Yameen, hat am Dienstag zwei von vier Höchstrichtern festnehmen lassen. Er wirft ihnen Putschpläne vor, nachdem das Gericht in der letzten Woche Hafturteile gegen Expräsident Mohamed Nasheed und zwölf Parlamentarier für ungültig erklärt hat. Zudem ließ er die Polizei gegen Demonstranten vorgehen und Medien blockieren.
Nasheed hingegen, der 2016 ins britische Exil ging, wirft Yameen vor, das Urteil für einen Regierungsputsch zu nutzen. Er forderte Indien auf, gegen den Vormarsch der Diktatur auf der Inselgruppe militärisch vorzugehen und Soldaten zu schicken.
Yameen gewann die Wahlen 2013, nachdem Nasheed zuvor zum Rücktritt gedrängt worden war. An der Regierung ging er mit harter Hand gegen die Opposition vor. 2015 wurde Nasheed wegen Terrorvorwürfen der Regierung zu 13 Jahren Haft verurteilt. Ebenso inhaftiert wurden später die zwölf Parlamentarier, die zuvor von Yameens Fortschrittspartei zur Opposition übergelaufen waren, Nasheeds Vizepräsident und Verteidigungsminister sowie die Chefs von zwei Oppositionsparteien.
Dass die Krise nun hochkocht, hat, wie es heißt, damit zu tun, dass sich Expräsident Maumoon Abdul Gayoom jüngst der Opposition angeschlossen hat. Er ist Halbbruder Yameens und hatte das Land von 1978 bis 2008 autokra- tisch regiert. Anders als Yameen galt er als Verbündeter Indiens.
Der aktuelle Präsident hat sich hingegen Saudi-Arabien und China zugewandt. Riads Einfluss auf der Insel ist zum einen religiöser Natur: Infolge großzügiger Spenden an Moscheen verbreitete sich eine konservative Auslegung des Islam. Saudi-Arabien hat Wirtschaftsinteressen. China, mit dem Yameen jüngst ein Freihandelsabkommen unterzeichnet hat, sieht die Malediven dagegen als Stützpunkt der „Meeres-Seidenstraße“.
Österreich empfiehlt Touristen, die Hauptstadt Malé zu meiden. Eine Reisewarnung sprach Wien – anders als die USA, Großbritannien und China – vorerst nicht aus. pAusführlicher Hintergrund auf
derStandard.at/Malediven