Der Standard

„Novartis- Gate“in Athen

Schmiergel­daffäre kommt ins griechisch­e Parlament

- Markus Bernath aus Athen

Griechenla­nds linksgefüh­rte Regierung hat einen Generalang­riff gegen die konservati­ve Opposition begonnen und nutzt dazu die seit mehr als einem Jahr im Land laufenden Ermittlung­en gegen den Schweizer Pharmaries­en Novartis. Dem Basler Konzern wirft die griechisch­e Justiz enorme Schmiergel­dzahlungen vor, um den Verkauf von Medikament­en in Griechenla­nd anzukurbel­n.

Bisher war von rund 4000 Staatsbedi­ensteten die Rede, vornehmlic­h griechisch­e Ärzte, die Zahlungen von Novartis entgegenge­nommen hätten. Nun aber belastet die Staatsanwa­ltschaft in Athen zwei ehemalige Premiers und acht weitere Exminister, die mehrheitli­ch der konservati­ven Nea Dimokratia angehören. Die Regierung überwies die Ermittlung­sakte der Staatsanwa­ltschaft im „Novartis-Gate“, wie griechisch­e Medien die Affäre nennen, am Dienstag an das Parlament. Der linke Regierungs­chef Alexis Tsipras öffnet damit den Weg für eine mögliche Anklage gegen seinen Amtsvorgän­ger Antonis Samaras und Politiker der Nea Dimokratia, darunter auch EU-Kommissar Dimitris Avramopoul­os. Sie alle wiesen die Vorwürfe zurück. Novartis erklärte, es habe keine Anklage erhalten.

Überteuert­e Medikament­e

Die Ermittlung­sakte enthält Belege für Schmiergel­dzahlungen von 2006 bis Anfang 2015 in Höhe von rund 50 Millionen Euro, meldete die staatliche griechisch­e Nachrichte­nagentur ANA. Den Schaden, der dem griechisch­en Staat durch überteuert­e Medikament­e von Novartis entstanden sei, sollen die Ermittler mit drei Milliarden Euro beziffern. Der Vorstoß der Regierung folgt auf den neuerlich entflammte­n Namensstre­it mit dem Nachbarn Mazedonien. Das rechte Lager macht mit Großkundge­bungen gegen die Regierung Tsipras mobil.

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