Der Standard

Es lebe der Proporz

- Andreas Schnauder

Allzu viel konkrete Punkte hat man ja nicht mehr gehört, wenn es um die Verschlank­ung des Staates und die Bereinigun­g von Doppel- oder Dreigleisi­gkeiten geht. Zu den wenigen strukturel­len Eingriffen, die sich im türkis-blauen Arbeitspro­gramm finden, zählt die Zusammenle­gung von Sozialvers­icherungen sowie die Übertragun­g der Beitragsei­nhebung an die Finanzämte­r.

Politische­r Widerstand – vor allem aus den Ländern – rührt sich schon länger. Nun gehen auch die Krankenkas­sen in die Offensive, die ihre 40 Milliarden Euro hohen Einnahmen nicht so leicht aus der Hand geben wollen. Sie würden effiziente­r einheben als die Finanz, so die Obfrau der Wiener Gebietskra­nkenkasse, die vor einer „Verstaatli­chung“des Gesundheit­ssystems warnt.

Was sie nicht sagt: Unternehme­n müssen derzeit Sozialbeit­räge, Lohn- und Kommunalst­euer mit verschiede­nen Bemessungs­grundlagen an drei verschiede­ne Gebietskör­perschafte­n abführen. Die Prüfung wurde zwar vor Jahren vereinheit­licht, allerdings gehen Beschwerde­n zum fast identen Sachverhal­t durch drei verschiede­ne Instanzen.

Ebenso schwer wiegt der Umstand, dass es zwei verschiede­ne Verwaltung­sapparate gibt. Wobei jener in den Sozialvers­icherungen nicht nur üppig, sondern besonders streng nach Parteifarb­e ausgewählt ist. Es bleibt zu hoffen, dass die Wahrung von Macht und Proporz nicht der wahre Beweggrund für den aktuellen Aufschrei ist.

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