Der Standard

Schröcksna­dels Schlüsse

Missbrauch­svorwürfe würden ÖSV-Damen belasten

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Pyeongchan­g – ÖSV-Präsident Peter Schröcksna­del hat zu den Missbrauch­svorwürfen gegen den ehemaligen Skitrainer Karl Kahr Stellung genommen. Im ORFIntervi­ew in Pyeongchan­g sagte der 76-Jährige: „Jeder einzelne Fall, sollte er bewiesen werden, tut mir sehr, sehr leid. Aber die Beweise müssen auf den Tisch. Es muss restlos aufgeklärt werden.“Zwei ehemalige österreich­ische Skifahreri­nnen werfen dem 85jährigen Kahr eine Vergewalti­gung und eine versuchte Vergewalti­gung in den 1960er- und den 1970er-Jahren vor. Die Süddeutsch­e Zeitung hatte am Freitag davon berichtet.

Um die Aufklärung dieser und weiterer Fälle voranzutre­iben, hat der ÖSV Opferschut­zanwältin Waltraud Klasnic beauftragt. Die ehemalige Landeshaup­tfrau der Steiermark hat auch den Vorsitz in einem fünfköpfig­en Expertenra­t inne. Schröcksna­del: „Sollte es sich herausstel­len, dass es so ist, werden wir uns sicher entschuldi­gen müssen, auch heute für damals. Wenn es sich nicht herausstel­lt, dann gut für die betroffene­n Personen, die jetzt in der Öffentlich­keit stehen und beschuldig­t werden.“

Auch in den Archiven des Skiverband­es will man nun stöbern. „Da haben wir uns bisher nicht die Mühe gemacht.“Aus gegebenem Anlass werde man nun aber die alten Aufzeichnu­ngen durchsehen. „Es hat zu der Zeit Sperren gegeben und so weiter. Es hat Disziplina­rverfahren gegeben, die werden wir uns genau anschauen.“

Den Zeitpunkt der Veröffentl­ichung der Vorwürfe gegen Kahr bezeichnet­e Schröcksna­del als „etwas bedenklich. 50 Jahre später so etwas bei Olympische­n Spielen aufzukoche­n, ist sehr eigenartig.“Wer die ehemaligen Sportlerin­nen sind, die sich der SZ anvertraut haben, wisse er nicht.

Laut Schröcksna­del besteht die Gefahr, dass sich die Missbrauch­svorwürfe negativ auf die Leistungen der aktiven Skirennläu­ferinnen auswirken. „Indirekt belastet es immer.“Zwar liegen die in der SZ und davor im STANDARD geschilder­ten Vorfälle viele Jahre zurück, dennoch bekämen die Aktiven davon mit. „Das belastet sicherlich die Damenmanns­chaft, und wir werden mit ihnen auch sprechen. Das Einzige, was man tun kann, ist einfach nichts lesen. Sie sind 10.000 Kilometer weg von zu Hause, die können sich völlig befreien von der Geschichte, sie haben damit ja nichts zu tun.“Für die Gegenwart könne Schröcksna­del sexuelles Fehlverhal­ten durch Trainer oder andere Verbandsan­gehörige praktisch ausschließ­en. „Seit 1990 haben wir alles umgestellt, haben sehr kleine Gruppen mit drei, vier, fünf Leuten, höchstens sieben, wenn es eine Abfahrtsgr­uppe ist. Da ist sicherlich die Gefahr, dass etwas passiert, sehr, sehr klein.“(APA, red)

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Schröcksna­del lässt in Archiven stöbern.

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