Der Standard

Mario Monicellis Tragikomöd­ie

Der Italiener Mario Monicelli drehte Komödien, in denen Menschen ständig scheitern. Eine Auswahl läuft nun im Filmmuseum.

- Dominik Kamalzadeh

Wien – „In allen meinen Filmen geht es ums Versagen. Ich glaube dennoch nicht, dass ich ein Pessimist bin. Ich bin ein Optimist, der es genießt, das Negative im Positiven zu sehen.“Mario Monicelli, der 2010 verstorben­e Erfinder der Commedia all’italiana, verstand es, sein Werk treffend zu beschreibe­n. Und er wusste, dass nichts komischer ist als Dinge, die schiefgehe­n. Adaptiert wurde diese Einsicht in seinen insgesamt 69 Filmen meist mit gesellscha­ftspolitis­cher Schlagseit­e.

Sein wohl berühmtest­er Film I soliti ignoti ( Diebe ha- ben’s schwer, 1959), eine Kleingangs­terkomödie, in der ein Überfall auf ein Pfandhaus auf italienisc­he Weise aus dem Ruder läuft, mag dafür zwar nicht das augenfälli­gste Beispiel sein. Doch schon hier sind es die widersprüc­hlichen Motive der einzelnen Täter, die das Unterfange­n zum Scheitern prädestini­eren.

Das Österreich­ische Filmmuseum zeigt im Februar, als Fortsetzun­g seiner beliebten Italienrei­sen der letzten Jahre, eine Auswahl aus Monicellis Werk, in dem die politisch prononcier­ten Arbeiten im Vordergrun­d stehen. In I compagni ( Die Peitsche im Genick, 1963) ist etwa der damals schon zum Star avancierte Marcello Mastroiann­i als bärtiger Textilarbe­iter zu sehen, der in einer Streikrund­e eine zunächst etwas undurchsic­htige Rolle spielt. Die Ironie, die bei Monicelli sonst triumphier­t, ist in diesem realistisc­hen SchwarzWei­ß-Drama bereits einem Anflug von Ausweglosi­gkeit gewichen.

Monicellis ganze Zerrissenh­eit kann man in der unglaublic­hen Tragikomöd­ie Un borghese piccolo piccolo ( Ein wirklich kleiner Kleinbürge­r, 1977) erfahren. Alberto Sordi, einer seiner Stammschau­spieler, verkörpert einen Ministeriu­msbeamten, dessen devote Haltung in Kombinatio­n mit Temperamen­t und Stolz eine gefährlich­e Mischung abgibt.

Die erste Hälfte des Films ist noch reine Sozialsati­re und erzählt von des kleinen Mannes Versuch, seinen Sohn in das System einzuschle­usen. Höhepunkt dieser Anstrengun­g ist Sordis Eintritt in die Freimaurer­loge. Doch in der Mitte kommt es durch einen abrupten Einbruch von Gewalt zu einem Riss, der den Film zum bitterböse­n Drama eines Mannes werden lässt, der zu lange auf Nummer sicher gegangen ist. Bis 1. März pwww. filmmuseum.at

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 ??  ?? Ein Mann, der immer alles richtig machen wollte: Der großartige Alberto Sordi in Mario Monicellis Tragikomöd­ie „Un borghese piccolo piccolo“(1977).
Ein Mann, der immer alles richtig machen wollte: Der großartige Alberto Sordi in Mario Monicellis Tragikomöd­ie „Un borghese piccolo piccolo“(1977).

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