Der Standard

Hohe Erwartung an Kurz-Rede im EU-Parlament

Kanzler erläutert Arbeitspro­gramm des EU-Vorsitzes, rege Debatte erwartet

- Thomas Mayer aus Brüssel

Österreich hat am Sonntag zum dritten Mal seit dem EU-Beitritt 1995 den Vorsitz im Rat der Union – in den EU-Ministerrä­ten – übernommen. Es gehört also unter den 28 Mitgliedsl­ändern bereits zu den Routiniers der Gemeinscha­ft. Dementspre­chend sind die Erwartunge­n der EU-Partner, sowohl in den Hauptstädt­en wie auch den wichtigste­n EU-Institutio­nen.

In der Kommission geht man nach dem Antrittsbe­such der gesamten Regierung vor zwei Wochen in Brüssel davon aus, dass „profession­elle Arbeit geliefert wird“. Der 31-jährige Kanzler Sebastian Kurz sei „jetzt an einem Punkt angelangt, an dem sich herausstel­len wird, ob er echte Substanz und das Zeug zu einem wichtigen Premier in Europa hat“, sagte ein Kommission­smitglied mit langer Erfahrung dem Standard.

So gesehen steht ihm am Dienstag im Europäisch­en Parlament in Straßburg die erste Bewährungs­probe bevor. Er wird im Plenum vor den EU-Abgeordnet­en das Arbeitspro­gramm des Ratsvorsit­zes für die kommenden sechs Monate vortragen und muss sich einer Debatte stellen. Erfahrungs­gemäß geht es dabei höflich und fair, aber in der Sache auch hart zu. Ein Thema wird mit Sicherheit auch die Regierungs­beteiligun­g der europapoli­tisch umstritten­en FPÖ sein, die in einer Fraktionsg­emeinschaf­t aus extrem rechten und rechtspopu­listischen Parteien, „Europa der Nationen und der Freiheit“(ENF), steht – von Marine Le Pen gegründet. Die ENF wird von den anderen Fraktionen wegen ihres EU-feindliche­n Auftretens und Redens praktisch isoliert.

Soweit bisher bekannt, möchte der Kanzler neben den einzelnen Punkten des Arbeitspro­gramms stärker als bisher seine persönlich­en Überzeugun­gen zur EU referieren. Inhaltlich­e Schwerpunk­te werden vor allem Migration und der anstehende Brexit sein.

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