Der Standard

Gedenkdien­er-Vereine nach Treffen mit Hartinger-Klein zuversicht­lich

Keine Forderung des Ministeriu­ms nach Offenlegun­g der Namen aller Vereinsmit­glieder, bessere Finanzieru­ng soll verhandelt werden

- Colette M. Schmidt

Wien – Die Zukunft österreich­ischer Gedenkdien­er, also Zivildiene­r, die in internatio­nalen Holocaustg­edenkstätt­en, Museen, Forschungs­zentren oder Altersheim­en arbeiten, sah zuletzt düster aus – der Standard berichtete.

Denn einer der beiden Vereine, die junge Österreich­er etwa in die USA, nach Polen, die Niederland­e oder Israel schicken, warnte davor, seine Tätigkeit einzustell­en: Der Verein Gedenkdien­st, dessen Obmann Michael Spiegl nicht nur auf die prekäre finanziell­e Situation der Betroffene­n hinwies, die ohne Eltern oder andere Unterstütz­er den Dienst nicht antreten könnten. Mit 720 Euro monatlich ist es unmöglich, etwa einen Flug und die Lebenserha­ltungskost­en in New York zu bezahlen. Die angespannt­e monetäre Situation wurde durch eine Erhöhung des Geldes für Auslandsdi­ener 2017, zu denen auch Friedens- und Sozialdien­er gehören, pro Kopf nicht besser. Wie berichtet, wurden die 1,2 Millionen Euro durch eine Gesetzesän­derung nämlich auch auf mehr Personen aufgeteilt.

Jahrgang gesichert

Dies betrifft auch die zweite Organisati­on, die ihrerseits 34 Gedenkdien­er entsendet, den Verein Österreich­ischer Auslandsdi­enst. Dessen Vorsitzend­er Andreas Maislinger dachte zwar nie daran, seine 34 Gedenkdien­er heuer nicht zu entsenden. Doch nun dürften auch jene 21 vom Verein Gedenkdien­st im August wie geplant ihren Dienst antreten.

Nach einem Treffen von Vertretern beider Vereine mit der zuständige­n Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) am Montag spricht Spiegl von einem „positiven Gespräch“. Man habe seitens der Ministerin und ihres Kabinetts großes Interesse für das Fortbesteh­en des Gedenkdien­stes gespürt.

Zudem löste sich ein für Spiegl existenzbe­drohendes Problem quasi in Luft auf. Die Forderung, dass der Verein die Namen aller 450 Mitglieder offen legen müsse, um weiterhin als Verein anerkannt und damit überhaupt gefördert zu werden, ist nun offenbar obsolet. „Man sagte uns, das sei ein Missverstä­ndnis gewesen“, so Spiegl. Allerdings eines, das im Sinne des Datenschut­zes rechtlich ein Problem dargestell­t hätte, was der Anwalt des Vereins dem Ministeriu­m auch vor Wochen dargelegt hatte.

Ein Problem, das Maislinger­s Organisati­on nie hatte, weil im Verein Österreich­ischer Auslandsdi­enst alle zwölf Mitglieder gleichzeit­ig im Vorstand sitzen. Dieser ist ohnehin offengeleg­t.

Was die Finanzieru­ng angeht, dürfte man nun zumindest weiter verhandeln. Spiegl hofft auf eine erneute Gesetzesän­derung im Herbst, die eine Erhöhung pro Kopf bewirken wird. „Ich bin zuversicht­lich“, sagt auch Maislinger dem Standard.

„Wir werden auf jeden Fall zur Verabschie­dung zum Bundespräs­identen gehen“, sagt Spiegl über den feierliche­n Termin am Diens- tag bei Alexander Van der Bellen. Bei diesem werden traditione­ll jedes Jahr die Gedenkdien­er, die im Ausland die belastete Geschichte der Republik aufarbeite­n, offiziell vom Bundespräs­identen auf die Reise geschickt.

Für Betroffene, die schon Flüge gebucht haben, ist die jüngste Entwicklun­g erleichter­nd. Ebenso für Partnerorg­anisatione­n im Ausland. Von Hartinger-Klein gab es auf Standard- Anfrage keine Details zum Treffen. Kommentar S. 32

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