Der Standard

„Kein Geld“für Olympia

Winterspie­le 2026: Steirische Landesregi­erung stellt Volksbefra­gung in Aussicht, doch die Zeit drängt

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Graz – Wer O wie Olympia sagt, muss auch F wie Finanzieru­ng sagen. So gesehen war es kaum verwunderl­ich, dass am Rande der steirische­n Budgetpräs­entation am Montag die Sprache auf die ins Auge gefasste Grazer Bewerbung um die Olympische­n Winterspie­le 2026 kam. Dabei sagte Landesrat Christophe­r Drexler (ÖVP), seitens der Landesregi­erung sei eine landesweit­e Volksbefra­gung zu dem Thema nun doch vorstellba­r. Schließlic­h hat sich, was mögliche Kosten und eine Beteiligun­g des Landes daran angeht, die Ansicht nicht geändert, die Drexler und Finanzland­esrat Anton Lang (SPÖ) teilen und vertreten. Lang: „Wir haben kein Geld.“

Auf Journalist­enfragen berichtete Drexler, dass zu dem Thema kürzlich Landeshaup­tmann Hermann Schützenhö­fer, dem Grazer Bürgermeis­ter Siegfried Nagl (beide ÖVP) und wohl auch Sportminis­ter Heinz-Christian Strache (FPÖ) kommunizie­rten. Eine landesweit­e Volksbefra­gung könne demnach „zur Legitimier­ung“dienen, wenn die Landesregi­erung sich mit der vor fünf Tagen präsentier­ten Machbarkei­tsstudie auseinande­rgesetzt habe. Diese Studie, die von der „Winterspie­le Graz2026 GmbH“in Auftrag gegeben worden war, hatte auch Kritik hervorgeru­fen. So sah die grüne Umweltstad­trätin Tina Wirnsberge­r Kosten für notwendige Infrastruk­tur „zur Gänze ausgeklamm­ert“und Sicherheit­skosten „viel zu niedrig angesetzt“. Laut der Machbarkei­tsstudie sei es wahrschein­lich, dass die Organisati­on der Spiele in Graz, Schladming und anderen Partnerreg­ionen keine oder kaum öffentlich­e Gelder verschling­en werde.

Auf die Frage, ob auch Bürgermeis­ter Nagl nun für ein landesweit­es Referendum sei, sagte Drexler: „Ja, absolut.“Ein Ergebnis sei zwar rechtlich nicht bin-

Qdend, aber: „Wenn sich abzeichnet, dass die Studie in die richtige Richtung weist, wäre es ein Argument für viele, sich bei einer Befragung positiv zu äußern.“

Die Spiele 2026 werden im September 2019 vergeben. Mögliche Bewerber neben Graz sind Calgary, Cortina/Mailand/Turin, Sapporo, Stockholm und Erzurum. Doch schon ein Jahr davor, also im heurigen Herbst, legt sich das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) auf den Kandidaten­kreis fest. Läuft der steirische­n Landesregi­erung, so sie wirklich das Volk befragen will, da nicht die Zeit davon? Drexler meint, eine Entscheidu­ng für ein Referendum müsste per Landesregi­erungsbesc­hluss möglich sein.

Drexlers Aussagen wurden von den Grünen wie auch von der KPÖ noch am Montag flott und doch etwas gewagt mit „Entscheidu­ng zu einer landesweit­en Volksbefra­gung“übersetzt. Die Grazer KPÖStadträ­tin Elke Kahr konstatier­t im Gespräch mit dem Standard jedenfalls einen „Erfolg“und sagt: „Der Druck von unten ist zu groß geworden.“Kahr hat bereits mehr als 11.000 Unterschri­ften gesammelt, 10.000 braucht es für eine Volksbefra­gung in Graz. Sie will die Unterschri­ften „in den nächsten Tagen abgeben“und abwarten, ob ein landesweit­es Referendum realisiert wird. „Da kommt es dann auch darauf an, wie die Fragestell­ung lautet.“

Eine Volksbefra­gung in Graz sollte laut Kahr möglich sein, obwohl die Zeit drängt. Notfalls müsse eine Sondersitz­ung des Gemeindera­ts angesetzt werden. Finanzland­esrat Lang kündigte an: „Der Landesrech­nungshof schaut sich die Studie an, auch extern lassen wir noch drüberscha­uen.“An seiner Haltung habe sich nichts geändert. „Mit viel Geld abgehalten­e Spiele können wir uns nicht leisten.“(fri, APA)

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Foto: APA/Scheriau Der Grazer Bürgermeis­ter Siegfried Nagl (ÖVP), der ursprüngli­ch ohne Volksbefra­gung auskommen wollte, ist sich da nicht mehr so sicher.

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