Der Standard

Kein Privatverg­nügen

- Colette M. Schmidt

Jedes Jahr seit 26 Jahren repräsenti­eren junge Österreich­er im Ausland unsere Republik. Sie tun das an Orten, die uns schmerzlic­h an unsere Geschichte erinnert: in Auschwitz, in der Holocaustg­edenkstätt­e Yad Vashem in Jerusalem, im Anne-Frank-Haus in Amsterdam oder im United States Holocaust Memorial Museum in Washington, um nur einige zu nennen. Es sind engagierte junge Leute, die sich mit der Aufarbeitu­ng der NS-Zeit beschäftig­en. In Altersheim­en zeigen sie den letzten Holocaustü­berlebende­n das freundlich­e Gesicht Österreich­s.

Eigentlich eine unbezahlba­re Arbeit. Tatsächlic­h bekommen sie vom Staat aber nicht genügend Geld, um sich den Luxus des Gedenkens leisten zu können. Sie müssen von ihren Eltern finanziell unterstütz­t werden oder sammeln im privaten Umfeld Spenden, um etwa Flüge in die USA bezahlen zu können. Für Söhne sozial schwacher Familien ist eine Bewerbung fast unmöglich.

Der Dienst ist intensiv und lehrreich fürs Leben, aber sicherlich keine private Vergnügung­sreise. Warum er dann zum Großteil privat beglichen werden soll, ist unverständ­lich. Wenn man bedenkt, wofür die Regierung sonst Steuergeld einsetzt – etwa fast eine Viertelmil­lion für eine dreistündi­ge Show mit Grenzerfah­rung neulich in Spielfeld – wirken 1,2 Millionen im Jahr für alle Auslandsdi­ener beschämend. Bleibt zu hoffen, dass Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein nun die längst überfällig­e Erhöhung umsetzen wird.

Newspapers in German

Newspapers from Austria