Der Standard

Unternehme­n gehen Symbiose mit Start-ups ein

Jeder dritte Mittelbetr­ieb kann sich Kooperatio­n mit Start-ups vorstellen – Besonders bei Digitalisi­erung und Ausbildung gefragt

- Jakob Pallinger

Wien – Die Personen erinnern an die Charaktere des Videospiel­s Sims: Frauen, animiert mit einem roten Kleid und Pferdeschw­anz oder T-Shirt und Stachelfri­sur, sind auf dem Bildschirm eingeblend­et. Anstelle von echten Dolmetsche­rn übersetzen sie Beipackzet­tel, Filmuntert­itel und Liedertext­e in Gebärdensp­rache.

Die sogenannte­n Avatare gehören zu dem Wiener Start-up Sign Time. Dieses hat einen Algorithmu­s entwickelt, mit dem Texte analysiert und anschließe­nd von einer Maschine mithilfe eines Avatars übersetzt und dargestell­t werden. Von dieser Idee des Startups profitiere­n nun Unternehme­n, welche Schulungen für gehörlose Personen anbieten und sich mit dem Start-up über Plattforme­n wie dem Industry-Startup.Net vernetzen.

Sign Time ist längst nicht das einzige Start-up, auf das Unternehme­n mit Kooperatio­n zukommen. Neben der Symbiose zwischen Großkonzer­nen und Startups sehen sich zunehmend auch Klein- und Mittelunte­rnehmen (KMU) nach neuen Partnern für ihren Betrieb um.

Insgesamt hält mittlerwei­le jedes dritte KMU eine Kooperatio­n mit einem Start-up in den nächsten zwei bis drei Jahren für wahrschein­lich, ergab eine Umfrage des Instituts Imas im Auftrag der Erste Bank und Sparkassen. Besonders würden die Unternehme­n die Kooperatio­nen als sinnvoll in den Bereichen Digitalisi­erung, bei der Ausbildung der Mitarbeite­r und der Optimierun­g der Arbeitsabl­äufe sehen.

Denn ein Vorteil, den Start-ups vorweisen können, ist deren hohe Schnelligk­eit und Flexibilit­ät bei der Entwicklun­g und Testung von Produkten.

Allerdings ist nicht jede Kooperatio­n sofort von Erfolg geprägt. Denn Start-ups bringen oft eine andere Unternehme­nsstruktur oder Unternehme­rgeist mit. Ebenso kann das Vertrauen fehlen, Wissen auszutausc­hen – knapp ein Drittel der KMUs schätzt Start-ups als Konkurrenz zum eigenen Betrieb ein, wie aus der Studie hervorgeht.

Für die Firma Equalizent, die Beratungen für gehörlose Menschen anbietet, hat sich die Kooperatio­n mit Sign Time jedenfalls bezahlt gemacht. „Wir hätten nie genügend Dolmetsche­r, um alle Aufträge abzudecken“, sagt die Geschäftsf­ührerin Monika Haider. Sign Time wiederum profitiert laut Geschäftsf­ührer Georg Tschare vom Feedback des Unternehme­ns und den zusätzlich­en Kunden. Das könnte auch den Avataren helfen: Sie sollen künftig noch schlauer werden und sechs Gebärdensp­rachen lernen.

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