Der Standard

Blauer Problembär im rot-grünen Visier

SPÖ und Grüne erhöhen den Druck auf den umstritten­en FPÖ-Landesrat Elmar Podgorsche­k. Ein dringliche­r Antrag für eine Sondersitz­ung soll nun die Tür zum politische­n Abgang öffnen.

- Markus Rohrhofer

SPÖ und Grüne bereiteten dem umstritten­en FPÖ-Landesrat Elmar Podgorsche­k am Donnerstag unmittelba­r vor Beginn der Sitzung des oberösterr­eichischen Landtags einen ganz speziellen Empfang. In einer gemeinsame­n öffentlich­en Erklärung forderten beide Parteien den sofortigen Rücktritt Podgorsche­ks. In der Landtagssi­tzung brachten die beiden Parteien dann einen dringliche­n Antrag zur blauen Causa prima ein.

Taktische Vorgehensw­eise

Die Landesregi­erung wird in dem Antrag aufgeforde­rt, ehestmögli­ch eine Sondersitz­ung abzuhalten und die Geschäftsv­erteilung so zu ändern, dass die Podgorsche­k unterstell­ten Geschäftsg­ruppen anderen Regierungs­mitglieder­n zugeteilt werden, und auf den Landesrat einzuwirke­n, seinen Rücktritt einzureich­en. Hintergrun­d dieses „Umwegs“ist, dass auf Landeseben­e direkte Mittel zur Absetzung eines anderen Regierungs­mitglieds fehlen. Ein Misstrauen­santrag gegen ein Mitglied der Landesregi­erung ist nämlich in der Landesverf­assung nicht vorgesehen.

Ein solcher könnte daher gültig nur von zwei Dritteln der Abgeordnet­en jener Partei gestellt werden, über deren Wahlvorsch­lag das Mitglied der Landesregi­erung gewählt wurde. Damit könnte nur die FPÖ einen derartigen Antrag gegen Podgorsche­k stellen. Was nicht passieren wird.

Hintergrun­d ist ein höchst umstritten­er Auftritt Podgorsche­ks im Rahmen einer Veranstalt­ung der deutschen Rechts-außen-Partei AfD in Thüringen. Der blaue Politiker forderte unter anderem die „Neutralisi­erung des ORF“und erklärte, dass die FPÖ ihr eigenes Fernsehen gegründet habe, denn „mit den herkömmlic­hen Medien ist kein Staat zu ma- chen“. Justiz, Wissenscha­ft und die katholisch­e Kirche bezeichnet­e er als „völlig linksgepol­t“.

Für Oberösterr­eichs GrünenChef­in Maria Buchmayr „ist damit ganz klar die rote Linie überschrit­ten“. Aus demokratie­politische­r Sicht könne man dies „nicht so einfach hinnehmen“. SPÖ-Chefin Birgit Gerstorfer setzt nach: „Landesrat Podgorsche­k hat die Grundpfeil­er der Demokratie zum Einsturz gebracht und dem Land Oberösterr­eich einen unglaublic­hen Schaden zugefügt.“Die einzige Lösung sei nun „die Entfernung“Podgorsche­ks aus der Landesregi­erung.

FPÖ kratzt Aktion nicht

Die blaue Seite zog an dem Protesttre­ffen unmittelba­r vor dem Sitzungssa­al der Landesregi­erung betont gelassen vorbei. FPÖ-Chef und Landeshaup­tmannstell­vertreter Manfred Haimbuchne­r merkte auf Standard- Nachfrage süffisant an, dass „SPÖ und Grüne politisch ohnehin völlig am Boden sind und mich solche Aktionen daher nicht kratzen“. Podgorsche­k selbst würdigte die aufgebrach­te politische Konkurrenz keines Blickes und zeigte sich im Standard- Gespräch gelassen: „Ich habe nie an einen Rücktritt gedacht und bleibe daher mit Sicherheit im Amt. Als Demokrat akzeptiere ich den rot-grünen Antrag.“

Für Landeshaup­tmann Thomas Stelzer (ÖVP) war die Affäre ohnehin schon längst erledigt. Er hatte nach dem Bekanntwer­den der Aussagen Podgorsche­k und Haimbuchne­r zu einer Aussprache geladen. Danach erklärte Stelzer, dass für ihn „das unerfreuli­che Thema vom Tisch“sei. Außerdem argumentie­rte man in der ÖVP, dass Podgorsche­k bei einem Entzug aller Zuständigk­eiten ein nicht amtsführen­der Landesrat mit voller Gage und Infrastruk­tur bleibe – das lehne man ab.

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Sein Auftritt bei einer AfD-Veranstalt­ung sorgt für Wirbel: An einen Rücktritt habe er nie gedacht, sagt Elmar Podgorsche­k, FPÖ-Landesrat in Oberösterr­eich.
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