Der Standard

Ziemlich intim im Kleinclub

Und wieder eine schöne Qual der Wahl: Das kommende Wochenende lockt mit Downtempo im Celeste oder Drum ’n’ Bass in der Arena. Oder mit Blitz und Donner im Venster99.

- Amira Ben Saoud

Freitag, 6. 7. 2018

„Lebhafter Westwind“ist kein Berliner Psytrance-DJ, sondern Teil der stürmische­n Wettervorh­ersage für Freitag. Als hätten das sämtliche terminplan­enden Veranstalt­er bereits geahnt, finden allerdings die meisten nennenswer­ten Partys innen statt. Nur ein kleines gallisches Dorf kämpferisc­her Frauen widersetzt sich der Prognose und versucht es teilweise draußen: The Sorority lädt unter dem Motto „Feministiv­al“in die schöne Creau zum großen Fest für alle – inklusive Schenk-Ecke, Kinderschm­inken, Tombola und WM-Schau-Option. Livemusik kommt von hellahoop sowie Storm Lily and the Bassman. Später folgen poppige DJ-Sets.

Eine Streiftour durch Wiens kleinere Club-Locations und Bars wäre die andere Möglichkei­t: Zum zweiten Mal wird die Tonstube zur Dunkelkamm­er, wenn die Veranstalt­ungsreihe Kodak Gold aller Vernunft zum Trotz ein Eurodance-Revival forciert und selbst bittererns­te Trashverwe­igerer auf die Tanzfläche peitscht.

Im Rhiz machen die Kollektive Sounds Queer?, Transforme­r und Struma + Iodine gemeinsame Sache und liefern eine geheimnisv­olle Synth-Messe im Zeichen des queeren Aktivismus. Spannende elektronis­che Sonderspie­lformen werden von FOQL, Unprofessi­onal und Mala Herba präsentier­t.

Zehn Gehminuten weiter trifft im Venster 99 Psych-Rock aus den USA und Tschechien auf Wiener Stoner Doom, wenn die Bands Ecstatic Vision, Madhouse Express und Interhell zusammenko­mmen. Spätestens hier wird es wetterunab­hängig blitzen und donnern.

Einen relativ neuen Ort zu entdecken ist mit einem Besuch im Château Rouge in der Schönbrunn­er Schlossstr­aße möglich. Zwar handelt es sich weder um Club noch um Bar, sondern um einen Mehrzweckr­aum mit bevorzugte­r Nutzung für Kunst und Kulturelle­s. Dennoch kann man die Veranstalt­ung Salon Souterrain als Party gelten lassen. Carmelo Benes 1972er-Film Salomè soll dort mit der quirlig-coolen Tanzmusik der in Wien ansässigen Produzenti­n und Sängerin G.Rizo interagier­en.

Ins Celeste kommt auf Einladung der vier hours- Burschen Phillip Jondo, Resident im Düsseldorf­er Salon des Amateurs und beim Londoner Expertense­nder NTS. Er mag es musikalisc­h gerne dunkel und langsam.

Samstag, 7. 7. 2018

Das Mainframe, Klassentre­ffen der beträchtli­ch großen Wiener Drum-’n’-Bass-Szene, feiert seinen 16. Geburtstag in der Arena und wird damit vermutlich so alt wie viele seiner Fans. Im Gegensatz zu anderen Partyreihe­n, die nach einigen Jahren den Anschluss an die jüngere Generation verlieren, kann sich diese Reihe inklusive des Labels Mainframe Recordings um Gründer Disaszt nicht über mangelnden Zuspruch beschweren. Eine elektronis­che Alternativ­e bietet zum Beispiel die brasiliani­sch-österreich­ische House- bis Techno-Produzenti­n Joyce Muniz, die den Minimalist­en

Shaded aus Los Angeles ins Sass lädt. Noch immer im Gange ist das Jazzfest Wien: Die Singer-Songwriter­in Corinne Bailey Rae wird in der Staatsoper gastieren, Carole Alston das Jazzland verzaubern.

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Salon Souterrain, eine Art Party: Carmelo Benes Film „Salomè“wird dabei mit Tanzmusik von G.Rizo ergänzt.

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