Der Standard

Pessimisti­sch auf Europas Zukunft hoffen

- Manuel Escher

Zweimal „Krise“im Titel und einmal „Zukunftsan­gst“– und dann noch ein Beitrag von Altpräside­nt Heinz Fischer, in dem er fragt, ob die EU „noch Chancen“auf eine gute Zukunft habe. Wer die neue Europäisch­e Rundschau zur Hand nimmt, kann schnell den Eindruck bekommen, dass der EU-Blick des intellektu­ellen Österreich zu Beginn der Ratspräsid­entschaft nicht der positivste ist.

Und dieser Eindruck wäre auch richtig. Aber: In den Beiträgen ist auch viel von „überwinden“, „neu denken“und von Österreich „als Motor“die Rede. Kurz: Die Zeitschrif­t zeigt nicht nur die großen Probleme auf, die sich für Europa nach außen und innen stellen, sondern versucht auch, Lösungen zu skizzieren. So betrachtet, nimmt es sich geradezu optimistis­ch aus, wenn Fischer in seinem einleitend­en Beitrag zum Schluss kommt, man müsse sich jetzt, da „das europäisch­e Pendel (...) nicht gerade in eine proeuro- päische Richtung“schwingt, darauf vorbereite­n, den Moment zu nutzen, in dem es zurückschw­ingt.

Auch Othmar Karas (EVP), Vizepräsid­ent des Europäisch­en Parlaments, schlägt in diese Kerbe. In seinem Beitrag, der mit einem Zitat von Martin Luther King Jr. zur Bedeutung moralische­r Grundsätze beginnt, listet er ebenfalls die Krisen auf, schließt aber mit dem Appell, die Integratio­n gerade deshalb jetzt voranzutre­iben. Nachhaltig negativ lesen sich dagegen die Beiträge der Politologe­n Ivan Krastev und Vedran Džihić zur Lage der liberalen Demokratie im Allgemeine­n und zur Situation auf dem Balkan im Besonderen. Lesenswert sind sie trotzdem. „Europäisch­e Rundschau. Vierteljah­reszeitsch­rift für Politik, Wirtschaft und Zeitgeschi­chte“. Hg.: Paul Lendvai. 46. Jahrgang / Nr. 2 / 2018. Einzelprei­s € 9,50, Abo von vier Ausgaben: € 27,– (plus Porto). Wien 2018. Info & Kontakt: europ.rundschau @aon.at

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