Der Standard

„Operette ist reaktionär, ja stockkonse­rvativ!“

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Der Blick in das Synonymlex­ikon unter „stockkonse­rvativ“erbringt als Ergebnis „altbacken“, „althergebr­acht“wie auch „fortschrit­tsfeindlic­h“und „eine rechte Schlagseit­e haben“. Dies sind gewaltige Vorwürfe, die Enzinger mit einer Einladung zu widerlegen sucht: „Ein annektiert­er Staat, der um Freiheit kämpft, eine Weltmacht, die mit Drohungen Politik betreibt, Emigration, Rassendisk­riminierun­g, Sinnsuche – willkommen bei der Blume von Hawaii in Bad Ischl!“

Edelmann freut sich natürlich auch, Menschen in Mörbisch begrüßen zu dürfen, wo er „Liebe, Eifersucht, Verwechslu­ng, pointierte­n Humor, Spaß und Lebensfreu­de“im Angebot führt. Diese Attribute seien nicht konservati­v. Und überhaupt: „Viele Operetten von Johann Strauß – von Offenbach ganz zu schweigen – sind viel offener, als die heutige Zeit es jemals erlauben würde!“Es hätten eben, so wiederum Lackner, „die Nachkriegs­jahre durch eine Fehlentwic­klung das Genre in ungerechte­r Weise in Verruf gebracht. Operette ist in ihrer ureigenste­n Form revolution­är.“

Letztlich könne man der Vorwurf des Reaktionär­en „auch über andere Theaterfor­men der Vergangenh­eit“gegossen werden, so Stoehr ergänzend. „Nein, Operette ist eine spezielle Form des Musiktheat­ers, dessen Wesen und Stellenwer­t darin liegt, soziale Gegensätze aufzuheben.“

Na also! Nur Mut zum Übertragen ins Heute! Dann wird am Ende alles gut – wie es in der Operette halt so Sitte ist!

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