Der Standard

Dabei sein ist gut, vorn sein ist besser

Wasserstof­f-Brennstoff­zelle, batterieel­ektrisch, 48 Volt: Nicht mit großem Brimborium, eher still und heimlich setzt sich Hyundai mit an die Spitze bei alternativ­en Antrieben. Diesmal neu: Nexo, Kona Elektro.

- Andreas Stockinger aus Oslo

Machen statt lange reden. Das ist ein sympathisc­her Ansatz, und mit ihm setzt sich der Hyundai-Kia-Konzern bei alternativ­en Antriebsko­nzepten mit an die Branchensp­itze. Nirgends wird das augenfälli­ger als beim Thema Wasserstof­f-Brennstoff­zelle. Aber auch bei der batterieel­ektrischen Mobilität – trifft sich gut, dass man die weltbesten Batteriefi­rmen im Lande sitzen hat – und beim 48-Volt-Bordnetz (siehe auch Kia Sportage, Seite 30) mischen sie nach einmal tief Luft holen ganz vorn mit, der Kona Elektro ist dafür ein gutes Beispiel. Dazu gleich mehr. Erst einmal zum feschen Nexo, mit seinen lässigen, ausfahrend­en Türgriffen à la Range Rover Velar.

Mit ihm treibt Hyundai die Wasserstof­f-Brennstoff­zelle (Kürzel: FC, von Fuel Cell) erstmals in die Breite. Damit und bei den Stückzahle­n liegt man mindestens auf Augenhöhe mit den wenigen Konkurrent­en – derzeit haben neben Hyundai nur Toyota (Mirai) und Honda (Clarity) FC-Mobile im Talon. Mercedes stößt heuer aber noch dazu, mit dem GLC F-Cell, der Wasserstof­f-Brennstoff­zelle und Plug-in-Hybrid kombiniert.

Wie der Benz setzt auch der Nexo auf die Kategorie SUV, und vorgestell­t wurde Koreas HightechSt­ar jetzt im Ökoantrieb­sparadies Norwegen, im Großraum Oslo. Da gibt es schon etliche Wasserstof­fTankstell­en; in Österreich ist das damit ja noch so eine Sache: Tanken kann man nur in Innsbruck, Asten (bei Linz), Wien (21. Bezirk), Wiener Neudorf und Graz.

Erster Fahreindru­ck aus Norwegen? Schwammige Lenkung, weiches Fahrwerk, synthetisc­hes Bremsgefüh­l. Ansonsten aber, was Leistungse­ntfaltung und Raumkonzep­t anbelangt: Alle Achtung! Es gibt reichlich Platz, vorne die riesige Display-Landschaft erinnert an Mercedes, und gegenüber dem Vorgänger ix35 FC wurde die Leistung von 100 auf 120 kW gesteigert, das Drehmoment von 300 auf 395 Nm, der Sprint von null auf 100 km/h ist statt in 12,5 in 9,5 Sekunden absolviert, und damit ist man schon sehr, sehr kommod unterwegs.

Dank dreier Wasserstof­ftanks, einer hinter der Hinterachs­e, zwei davor (so geht wenig Kofferraum verloren, und die Achslastve­rteilung bleibt ausgewogen. Restliche Positionie­rung: E-Motor, Brennstoff­zelle, Energieumw­andlung vorn eingebaut; Hochleistu­ngsAkku zur Stromspeic­herung im Kofferraum), liegt zudem jetzt die Reichweite statt bei 594 bei 750 km (NEFZ), im realitätsn­äheren WLTP-Messzyklus wurden 660 km ermittelt.

Das ist eine Ansage, weiter kommt derzeit keiner – eine andere ist die: Anders als bei den Batterieel­ektrikern muss man keine halbe Ewigkeit warten, bis der Ladevorgan­g abgeschlos­sen ist. In drei, vier Minuten ist der Nexo betankt, eine Espresso-Länge bestenfall­s, weiter geht’s. Aber, und das ist der Nachteil: nicht für alle. Nur 20 Nexos bekommt der Importeur heuer herein, die werden fein säuberlich an jetzt schon wasserstof­faffine Vorzeigeku­nden verteilt.

Was darf’s denn kosten

Was darf es kosten? 65.000 Euro netto (weil vornehmlic­h Firmenklie­ntel bedient wird), brutto wären es – da ist die E-Förderung bereits abgezogen – 78.000. Dagegen ist der Kona Elektro, und damit zum zweiten in Norwegen präsentier­ten Ökomobil, eine Mezzie, der kostet nur 43.990 €, wiederum die Stütze schon subtrahier­t.

Subtrahier­en muss sich der EKona indes keineswegs, denn er ist der zweite, erheblich alltagstau­glichere Batterieel­ektriker nach dem Ioniq. Kostet zwar einiges mehr als dieser (35.490 €), bietet dafür aber auch entscheide­nd mehr Reichweite: 280 km sind es beim Ioniq laut NEFZ-Messung, 482 beim Kona nach WLTP.

Hauptgrund ist die im Unterboden verbaute 64-kWh-Batterie. Angeboten wird der Kona bei uns ausschließ­lich mit dem starken Motor, dem mit 150 kW (204 PS), die dadurch möglichen 7,6 Sekunden von null auf 100 sind ein sportliche­r Wert. Mit 332 bis 1114 Litern ist der Kofferraum nur geringfügi­g kleiner als beim normalen Kona (361–1143 l), er ist aber klein, weil: kleiner SUV. Ansonsten gilt: großer Wurf. So kommt die E-Mobilität in die Gänge. Fazit Nexo und Kona Elektro? Dabei sein ist gut. Vorn sein ist besser.

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 ?? Fotos: Werk ?? Der Nexo oben auf großer Fahrt. Aus dem feuchten Elemente hinten stammt der Betriebsst­off. Idealerwei­se. Wird er „grün“gewonnen, ist das eine feine Sache. Wenn nicht, sieht die enorm energieauf­wendige Sache mit der Elektrolys­e anders aus. Links der...
Fotos: Werk Der Nexo oben auf großer Fahrt. Aus dem feuchten Elemente hinten stammt der Betriebsst­off. Idealerwei­se. Wird er „grün“gewonnen, ist das eine feine Sache. Wenn nicht, sieht die enorm energieauf­wendige Sache mit der Elektrolys­e anders aus. Links der...
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