Europa«
hätte, wenn es ein Smartphone herausbringen würde, das mir wirklich garantieren kann, dass meine Daten geschützt werden. Wenn wir in Europa einen ordentlichen Datenschutz implementieren, wird das ein Exportschlager werden, weil Menschen rund um den Globus das wollen. Es gibt einen natürlichen Wunsch nach Privatsphäre. Auch in Amerika? Amerikas Konsumentenschützer sind neidisch, dass Unternehmen in Europa ein Recht auf ihre Daten haben, dass es eine Privatsphäre gibt und dass wir nicht ständig mit unseren Daten bezahlen, ohne es zu wissen. Was wird der strengere Datenschutz in Europa für Unternehmen bedeuten? Zuerst stellt sich die Frage: Wo dürfen die Daten überhaupt sein, wenn Unternehmen sie etwa in die Cloud auslagern? Das Safe-Harbor-Abkommen mit den USA wurde gekippt, jetzt gibt es den „Privacy Shield“. Er wird auch gekippt werden, weil er sich kaum vom Vorgänger unterscheidet und die Unsicherheit noch erhöht. Jeder Vorstand muss wissen, wo die personenbezogenen Daten sind. Sonst kann er nicht sagen, ob er die Regeln erfüllt. Bei amerikanischen Clouds bekommen sie da schwammige Antworten. Nur zwei wollen verstehen und umsetzen, was die Europäer brauchen: Microsoft und Salesforce. Aber die US-Regierung mit ihren kolonialen Interessen macht es ihnen nicht leicht. Microsoft galt doch als größte Sicherheitslücke. Fast jede Firma verwendet Windows und Office – und sie hatten Hintertüren. Ja, das war eine dunkle Phase, auch für uns. Wenn wir Office in unser Angebot einbauen wollten, ging das nicht. Schließlich garantieren wir unseren Kunden, dass die Daten in Europa bleiben. Inzwischen lagert Microsoft die Daten bei der Deutschen Telekom als Treuhänder. Das ist eine saubere Lösung. Und wichtig, weil es eine IT ohne diese großen Spieler nicht gibt. Mit Office hat Microsoft ein Monopol und geht wieder fair damit um. Diese großen Spieler setzen aber auch alles daran, dass ihre Kunden sie nicht verlassen können. Wie lässt sich das lösen? Eine einfache Antwort: Datenformate und Schnittstellen müssen standardisiert werden. Dann kann der Kunde mit seinen Daten jederzeit gehen. Diese Standards gibt es noch nicht. Was kann man schon heute machen? Die Standards sind fortgeschritten, die Kunden müssen sie nur einfordern. Was noch fehlt, sind Vertragsstandards – das ist die große Schwäche. Eine Cloud soll eine Firma ja agiler machen. Aber sie kann sie nicht rasch kaufen, wenn ihre Rechtsabteilung ein halbes Jahr lang den Vertrag prüfen muss. Wir reden immer über Regeln. Braucht Europa nicht mehr, um im Wettlauf bei der Digitalisierung Chancen zu haben? Unsere IT-Industrie ist klein. Kleine Anbieter müssen zusammenarbeiten, in einem homogenen Binnenmarkt – dann gibt es Chancen. Dazu brauchen wir Regeln, eine Harmonisierung. Gerade das macht Europa aus: dass wir vorher denken und klären, wie ein gütliches Zusammenleben sein soll. Nicht beim Krümmungsradius der Gurken, aber dort, wo es uns nutzt. Und die Infrastruktur in Österreich? Wir lügen uns in die Tasche, wenn wir unseren Anbietern glauben, es gäbe überall Breitband. Es gibt zwar Glasfaserkabel, aber es fehlt die Bandbreite. Das braucht jeder, sonst sind wir nicht wettbewerbsfähig. Wir haben, was wir nie wollten: eine digitale Kluft zwischen Stadt und Land. Und das Land beginnt am Stadtrand. Künftig gibt es aber kein Wirtschaftsleben ohne Bandbreite. Wir können uns aussuchen, ob wir eine der erfolgreichsten Digitalregionen Europas und der Welt werden wollen – oder ein Museum.