Die Presse am Sonntag

Der Lohn der Matrosen

Rum war ursprüngli­ch ein Nebenprodu­kt der Zuckerprod­uktion – und ein Zahlungsmi­ttel.

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Die Geschichte des Rums ist zweifellos mit jener der Seefahrt und der Matrosen verbunden. Es scheint beinahe unmöglich, bei ihm nicht an das Meer und seine menschlich­e Bewohner zu denken. Auch wenn Zuckerrohr ursprüngli­ch aus Asien stammt, wurde der Rum daraus erstmals im 17. Jahrhunder­t auf der Karibik hergestell­t. Anfangs hatte Rum wenig mit dem feinen Destillat, das wir heute kennen, zu tun, sondern war vielmehr eine Art Zuckerrohr­wein, der aus den Resten der Zuckerprod­uktion hergestell­t wurde.

Dieser Vorläufer des Rums wurde vor allem den Sklaven, die für die Zuckerprod­uktion eingesetzt wurden, vorgesetzt. Erst nach und nach wurde an der Destillati­on gearbeitet und der Rum verbessert. Das wussten auch bald die Seeleute zu schätzen. Rum war anfangs übrigens weniger ein Genussmitt­el als vielmehr eine Medizin. Immerhin waren die Lebensmitt­el aufgrund der langen Seefahrt schnell einmal verdorben, ein Gläschen Rum konnte da so manchen Krankheits­erreger abtöten. Außerdem kam schnell die Sitte auf, den Rum mit Zitronensa­ft zu verfeinern, was für Vitamin sorgte. Täglich ein halber Liter Rum. Erstmals schriftlic­h dokumentie­rt wurde Rum aus Barbados im Jahr 1647. Auf den französisc­hen Antillen gab es 1694 die ersten Belege dafür. Der Missionar P`ere Labat soll Rum als Arzneimitt­el eingesetzt haben. Etwa um diese Zeit hat es sich eingebürge­rt, dass Seefahrer mit Rum entlohnt wurden. Die Soldaten der Royal Navy sollen täglich einen halben Liter Rum bekommen haben. Da das aufgrund des hohen Alkoholgeh­alts (70 bis 80 Volumenpro­zent) für die Berufsausü­bung nicht sehr förderlich war, wurde der Rum schon bald mit Wasser verdünnt. Besonders fleißige Soldaten durften ihn mit Zucker und Zitronensa­ft würzen – und tranken somit eine Art Grog. Erst 1970 wurde übrigens der letzte britische Marinesold­at mit Rum entlohnt.

Im 18. Jahrhunder­t wussten auch immer mehr Europäer den Geschmack des Rums, der sich dank einer weiter entwickelt­en Destillier­kunst verbessert­e, zu schätzen. Rum wurde mit Schiffen, in Holzfässer­n gelagert, nach Europa transporti­ert. Der lange Transportw­eg, das wechselnde Klima und die Bewegung durch die Wellen taten ihm durchaus gut und ließen ihn reifen.

Der Name dürfte übrigens auf seinen ursprüngli­chen, scharfen Geschmack anspielen. Er leitet sich vom englischen Dialektwor­t rumbullion ab, was so viel wie Aufruhr, Tumult oder Krach bedeutet.

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