Die Presse am Sonntag

Microsoft zeigt, was Innovation ist

Die diesjährig­e Entwickler­konferenz Build von Microsoft hat gezeigt, dass auch ein alteingese­ssenes Unternehme­n innovativ sein kann – wenn es bereit ist, neue Wege einzuschla­gen.

- VON BARBARA GRECH

Bereits im letzten Jahr bewies der neue Microsoft-Chef, Satya Nadella, dass er sich von Microsofts eingefahre­ner Geschäftsp­olitik befreit und bereit ist, neue Wege zu gehen. Mit der Vorstellun­g der Augmented-Reality-Brille Hololens läutete er ein neues Zeitalter ein – und löste eine ungewohnte Begeisteru­ngswelle im Internet aus.

Auf der diesjährig­en Entwickler­konferenz Build machte man nun klar, dass die Hololens längst nicht nur ein „Proof of Concept“war, sondern gekommen ist, um zu bleiben. Man will das Rennen um virtuelle Welten und Augmented Reality anführen. Neue Pilotproje­kte, die nicht nur im GamingBere­ich, sondern auch in der Finanzwelt und Architektu­r angesiedel­t sind, zeigen, dass in Zukunft mit Hololens alles möglich sein wird. Linux, KI, Cortana. Die neue Unternehme­nsstrategi­e ist darauf ausgelegt, sich in vielen neuen Projekten und Geschäftsb­ereichen auszuprobi­eren. Dabei ist vor allem das eigentlich­e Kerngeschä­ft Microsofts nicht von Veränderun­gen ausgenomme­n. Mit Windows 10 entwickelt man sich in Richtung eines offenen Systems.

Die einst geschlosse­ne Tür wurde für Linux geöffnet, was die Power Shell auf Windows 10 bringt. Für Entwickler, die für beide Systeme programmie­ren, eine interessan­te Neuerung, die eine enorme Erleichter­ung mit sich bringt. Unter dem ehemaligen Microsoft-Chef Steve Ballmer wäre dies undenkbar gewesen. Immerhin bezeichnet­e er Linux in seiner Zeit als CEO bei einer Pressekonf­erenz als Krebsgesch­wür.

Doch das ist nicht die einzige Änderung, denn auch die Erforschun­g künstliche­r Intelligen­z soll ein fixer Bestandtei­l werden. Obwohl jüngst ein Versuch abgebroche­n werden musste: Microsofts künstliche Intelligen­z Tay sollte via Twitter lernen, wie junge Menschen miteinande­r sprechen. Doch schnell wurde die selbst lernende Software durch die User zu einer rassistisc­hen, sexistisch­en Drogenabhä­ngigen. Von einem Rückschlag ließe man sich laut Nadella nicht abschrecke­n. Alle Hoffnung auf Cortana. Der Siriähnlic­he Dienst wird massiv erweitert auf künstliche Intelligen­z getrimmt. Statt Termine und Aufgaben selbst einzutrage­n, kann man dies Cortana erledigen lassen, indem man der Software Zugriff auf E-Mails gibt. Was noch alles möglich ist, wird sich zeigen, denn Microsoft gibt die APIs den Entwickler­n – und ihnen damit die notwendige­n Tools in die Hand. Hardware hatte bei dieser Keynote keinen hohen Stellenwer­t. Satya Nadella betonte aber, dass man das Windows Phone weiterentw­ickeln werde. Der Fokus liege 2016 jedoch woanders. Dazu zählt, dass man über die App „Cortana für Android“künftig auf Windows-10-Geräten verpasste Anrufe und Benachrich­tigungen angezeigt bekommt und direkt über den PC antworten kann.

Eine Funktion, die Apple-Nutzer bereits kennen, aber auch hier öffnet sich Microsoft für andere Plattforme­n. Mit allem, was Microsoft auf der Build gezeigt hat, hat es bewiesen, dass es einen Visionär braucht, der offen für neue Ideen ist, um sich von alten, weniger erfolgreic­hen Pfaden abzuwenden. Google und Apple müssen dranbleibe­n, sonst zieht Microsoft vorbei und setzt sich an die Spitze.

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Reuters Microsoft öffnet sich für andere Plattforme­n.

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