Die Presse am Sonntag

Ämtertausc­h regelt Erbfolge in St. Pölten

Die Rochade ist der Kompromiss im Machtkampf um die Nachfolge von Niederöste­rreichs Landeschef Erwin Pröll: Innenminis­terin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) wechselt nach St. Pölten, ÖVP-Landesrat Wolfgang Sobotka bekommt stattdesse­n das Innenresso­rt. Pröll kön

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER, KARL ETTINGER UND IRIS BONAVIDA

Die Rochade bereitet den Boden für die Übergabe des Zepters in St. Pölten: Fast genau fünf Jahre nachdem Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) als Innenminis­terin angelobt wurde, kehrt sie als Stellvertr­eterin ihres politische­n Ziehvaters Erwin Pröll nach Niederöste­rreich zurück und wird zur Landeshaup­tfrau aufgebaut. Die „Tiroler Tageszeitu­ng“berichtete als Erste über den Wechsel, der in den vergangene­n Tagen bereits durchgesic­kert war. Wie der „Presse am Sonntag“aus ÖVP-Kreisen bestätigt wurde, übernimmt der derzeitige Pröll-Stellvertr­eter und ÖVPFinanzl­andesrat Wolfgang Sobotka – der selbst lang und intensiv mit dem Landeshaup­tmannsesse­l liebäugelt­e – als Entschädig­ung das Innenresso­rt.

Heute, Sonntag, wird der ÖVPBundesp­arteivorst­and diesen Ämtertausc­h absegnen. Zwar will man das offiziell in der Bundes-ÖVP nicht kommentier­en, ein Sprecher von Mikl-Leiter sagt aber schon alles: „Dass ihr Herz die Innenminis­terin nach Niederöste­rreich zieht, ist kein Geheimnis.“Es ist auch keines, dass die 52-Jährige eigentlich bereits viel früher wieder zurück zu ihren Ursprüngen wollte. Nach Monaten, in denen ihr im Zuge der Flüchtling­skrise mitunter heftiger Wind entgegenwe­hte (siehe Bilanz unten), hat sie sozusagen nun den Absprung geschafft.

Der niederöste­rreichisch­e Landeshaup­tmann Erwin Pröll wiederum hat- te schon längst entschiede­n, dass seine langjährig­e treue Weggefährt­in seine Nachfolger­in werden sollte. Nach acht Jahren in seiner niederöste­rreichisch­en Landesregi­erung galt Mikl-Leitner auch im Innenresso­rt manchen als Vorposten Niederöste­rreichs. Als Pröll Ende vergangene­n Jahres als Kandidat für die Hofburg gehandelt wurde, schien sicher, dass die Niederöste­rreicherin seinen Job übernehmen würde. Offener Machtkampf. Dass auch Sobotka große Ambitionen auf den Job hatte, soll zuletzt zu heftigen Verwerfung­en zwischen ihm und Pröll geführt haben. Den Finanzland­esrat als seinen Nachfolger in St. Pölten zu verhindern, dürfte letztlich ein Grund dafür gewesen sein, dass der Landeshaup­tmann überrasche­nd doch nicht als Präsidents­chaftskand­idat zur Verfügung stand. Und die Volksparte­i sich genötigt sah, den damaligen Seniorench­ef Andreas Khol für das Rennen um die Hofburg aufzustell­en.

Das interne Sesselrück­en ist nun offenbar der Kompromiss, mit dem der offene Machtkampf in Niederöste­rreich aufgelöst wird – und gleichzeit­ig das zweite Störfeuer, das Pröll in die Präsi-

Nicht zuletzt wegen Sobotka verzichtet­e Erwin Pröll auf die Hofburg-Kandidatur.

dentschaft­swahl einbringt. Tatsächlic­h gibt es ÖVP-intern massiven Unmut darüber, dass die Rochade ausgerechn­et jetzt, zwei Wochen vor der Wahl, durchgezog­en wird. Denn das schadet Khol, der in Umfragen ohnehin nicht sonderlich gut abschneide­t, vor dem 24. April noch mehr. Und außerdem war der Ämtertausc­h, der heute über die Bühne geht, eigentlich als Ablenkungs­manöver der ÖVP für den Fall eines schlechten Ergebnisse­s bei der Präsidents­chaftswahl vorgesehen, also für den 25. April. Eine geregelte Übergabe. Andere in der ÖVP wiederum beschwicht­igen: Grund für den Zeitpunkt sei, dass der Bundespart­eivorstand an diesem Sonntag lan-

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Einmal noch feierte Niederöste­rreichs Landeschef, Erwin Pröll (ÖVP), bei der Landtagswa­hl 2013 einen Sieg. Nun bereitet er die

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