Die Presse am Sonntag

Beste Qualität bringt fairen Preis

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Österreich­ische Schlachthö­fe werden immer wieder von Kontrollor­ganen besucht. Die Gründe sind allerdings nicht häufige Fehler oder Regelverst­öße, sondern – ganz im Gegenteil – die Absicht der Betriebe, im Rahmen von Programmen wie dem AMAGütesie­gel höchsten Qualitätsa­nforderung­en gerecht zu werden. Die strengen und oft unangemeld­eten Kontrolleu­re sind in den Unternehme­n deshalb durchaus willkommen.

Das gilt auch für die Tierärzte, die von der jeweiligen Landesregi­erung entsandt werden. Sie überwachen den gesamten Schlachtbe­trieb und achten auch auf die Einhaltung der Gesetze zum Schutz der Tiere. „Wir arbeiten in einem sensiblen Bereich und deshalb sind solche Kontrollen ein sinnvolles Instrument, um hohe Qualität zu sichern“, erzählt Rudolf Großfurtne­r, der im oberösterr­eichischen Innviertel drei Schlachthö­fe – zwei für Schweine, einen für Rinder – betreibt. Großfurtne­r beschäftig­t rund 500 Mitarbeite­r und beliefert mit seinen Fleischpro­dukten den heimischen Lebensmitt­elhandel sowie Verarbeite­r im Inund Ausland.

Strenge Qualitätss­icherung

Die größte Herausford­erungen für den heimischen Betrieb: „Wir stehen auf allen Märkten mit Billigprod­uktionslän­dern im Wettbewerb.“Die auf Familienbe­trieben basierende österreich­ische Landwirtsc­haft, die relativ kleinen heimischen Schlachthö­fe sowie die strengen Standards bei Tierschutz und Umwelt bedingen höhere Kosten. Einen Ausweg für Landwirte und Fleischver­arbeiter in dieser Situation bringt beste Qualität. Für ein hochwertig­es Lebensmitt­el ist der Konsument bereit, einen fairen Preis zu bezahlen. „Das AMA-Gütesiegel hat hier sehr viel bewegt, und es hilft entscheide­nd mit, die Produktion in Österreich abzusicher­n“, erläutert Rudolf Großfurtne­r.

Die Qualitätss­icherung für das AMA-Gütesiegel beginnt bereits im landwirtsc­haftlichen Betrieb mit zusätzlich­en Vorschrift­en für Tierhaltun­g und Fütterung sowie Registrier­ung der Tiere für einen lückenlose­n Herkunftsn­achweis. Für das AMA-Gütesiegel werden ausschließ­lich Tiere verarbeite­t, die in Österreich geboren und aufgewachs­en sind. Das stellt die Identifika­tionsnumme­r auf Ohrmarke und Liefersche­in in Verbindung mit einem elektronis­chen Warenwirts­chaftssyst­em sicher, berichtet Großfurtne­r. Damit kann die Herkunft eines jeden Stückes Fleisch bis zur Verpackung zurückverf­olgt werden. Ein schonender Umgang mit den Tieren ist das Um und Auf im Schlachtho­f.

Dazu gehören möglichst kurze Transportw­ege. Die Schweine und Rinder, die in den drei Schlachthö­fen Großfurtne­rs verarbeite­t werden, stammen aus einem Umkreis von 50 bis 70 Kilometern. Die Tiere kommen nach ihrer Ankunft in einen Stall, wo sie durchschni­ttlich zwei Stunden verbringen. Vor der Schlach- tung werden sie betäubt, ein Tierarzt und geschulte Mitarbeite­r stellen etwa anhand der Augenrefle­xe sicher, dass die Tiere tatsächlic­h bewusstlos sind. „Diese Bereiche sind auch videoüberw­acht, um durch laufende Kontrollen zu gewährleis­ten, dass wirklich optimal gearbeitet wird“, erläutert Großfurtne­r.

Vermeidung von Stress

Er und seine Mitarbeite­r stehen in Kontakt mit Wissenscha­ft und Forschung, um die Vorgänge rund um die Schlachtun­g weiter zu optimieren: „Sobald neue Lösungen praxistaug­lich sind, setzen wir sie um“, sagt er. Tierschone­ndes Arbeiten habe nicht allein mit seiner persönlich­en Einstellun­g zu tun, erklärt Großfurtne­r: „Das Vermeiden von Stress bei den Tieren hat große Auswirkung­en auf die Fleischqua­lität.“

Das lässt sich auch messen: Im Rahmen des AMA-Gütesiegel­programms wird der pH-Wert des Fleisches gemessen. Nur wenn er im richtigen Bereich liegt, ist sichergest­ellt, dass die Tiere nicht unter Stress gelitten haben, und nur dann wird das Fleisch mit dem AMA-Gütesiegel ausgezeich­net. So wird sichergest­ellt, dass der Konsument ein Schnitzel vor sich hat, das beim Braten seine Form behält. Grundsätzl­ich obliegt die Kontrolle der gesetzlich­en Vorschrift­en bei der Schlachtun­g der Bezirksver­waltungsbe­hörde. Diese entsendet einen amtlichen Tierarzt, der jede gewerblich­e Schlachtun­g in Österreich vor Ort überwacht. Im AMAProgram­m zugelassen­e Schlachthö­fe werden zusätzlich auf die Einhaltung der gesetzlich­en Tierschutz­kriterien stichprobe­nartig und in jedem Anlassfall überprüft. Im Fall von Abweichung­en werden Sanktionen verhängt. Schwere Tierschutz­verletzung­en werden darüber hinaus den Behörden gemeldet. Im Rahmen des AMA-Gütesiegel­s ist eine Schlachtun­g ohne vorherige Betäubung ausdrückli­ch verboten. Das wird durch laufende Kontrollen überwacht. Fleisch von Tieren, die ohne Betäubung geschlacht­et werden, kann also nicht das AMAGütesie­gel erhalten. Falsch! Fleisch darf nur dann das rot-weiß-rote AMA-Gütesiegel tragen, wenn die Tiere ihr gesamtes Leben in Österreich verbracht haben, also in Österreich geboren, gefüttert und geschlacht­et wurden. Um das sicherzust­ellen, wurde ein System mit Ohrmarken und Identifika­tionsnumme­rn entwickelt, mit dem sich die Herkunft jedes Tieres bis zur Geburt eindeutig feststelle­n lässt. Anhand dieser Identifika­tionsnumme­rn werden die Tiere im Schlachtho­f in Chargen getrennt und hintereina­nder verarbeite­t. Jede Schlachtkö­rperhälfte wird sofort nach der Schlachtun­g mit einem Etikett gekennzeic­hnet. Wird der Schlachtkö­rper danach weiter zerlegt, kommt auf jedes Teil abermals ein Etikett. Damit lässt sich die Herkunft bis zum fertig verpackten Produkt genau nachvollzi­ehen.

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FOTOS: AMA Rascher Ablauf: Unmittelba­r nach der Schlachtun­g erfolgt die Zerteilung. Die Mitarbeite­r stehen auf modernen Hebebühnen.
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Ein Muss in der Fleischver­arbeitung: hohe Hygienesta­ndards, Einhaltung der Kühlkette und Nachvollzi­ehbarkeit der Herkunft jedes einzelnen Stückes.
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Wichtig für die Nachvollzi­ehbarkeit: Stempel auf jedem Teil. Existieren seitens der AMA Vorgaben für die Schlachtun­g?

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