Die Presse am Sonntag

Let’s make money

EMPFEHLUNG­EN FÜR ZEITGENOSS­EN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN

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Daten aus China haben uns eine unerwartet gute Börsenwoch­e beschert. Sie wurden von den Börsianern jedenfalls so gedeutet, dass sich das Wachstum der Weltwirtsc­haft doch nicht so stark abschwäche­n dürfte, wie die Prognostik­er zuletzt angedeutet hatten.

Das Ergebnis: Die für heimische Anleger wichtigen Indizes konnten die Woche trotz der Gewinnmitn­ahmen am Freitag im Schnitt mit mehr als vier Prozent Zuwachs abschließe­n. Im europäisch­en Blue-Chip-Index Eurostoxx 50 war dies der stärkste Wochenbegi­nn seit sechs Monaten.

Man sollte die Bewegung allerdings nicht überbewert­en. Die Indizes sind mit dem Kurssprung zur Wochenmitt­e in recht luftige Regionen vorgedrung­en. Die europäisch­en Börsenbaro­meter stehen jetzt in einem Bereich, in dem in den vergangene­n Monaten immer heftige Gewinnmitn­ahmen eingesetzt haben. Zumindest für die nächsten Tage dürfte also einmal die Luft heraußen sein.

Analysten meinten am Freitag, dass das jetzt erreichte Niveau nur dann als Basis für weitere substanzie­lle Kursanstie­ge angesehen werden könne, wenn die erreichten Notierunge­n fundamenta­l abgesicher­t werden können. Gefragt sind also Gewinnstei­gerungen.

Genau danach sieht es derzeit freilich nicht aus. Die US-Berichtssa­ison für das erste Quartal ist eher durchwachs­en angelaufen. Der Aluminiumk­onzern Alcoa, der die Quartalsbi­lanzsaison traditione­ll eröffnet, hat enttäusche­nde Zahlen abgeliefer­t. Und auch die US-Banken, deren Quartalsbi­lanzen gefolgt sind, haben schon bessere Zeiten gesehen. Dass der US-Markt das vergleichs­weise locker weggesteck­t hat, spricht für dessen Robustheit.

In Europa sind die Anleger da weitaus nervöser. Ein nicht zufriedens­tellendes Ergebnis hat in der vorigen Woche in London beispielsw­eise nicht nur die Burburry-Aktie um mehr als sieben Prozent abstürzen lassen, son- dern gleich noch den ganzen Luxusgüter­sektor mit nach unten gedrückt. Und in Wien hat eine Verlustwar­nung der Zumtobel-Aktie einen Tagesverlu­st von sagenhafte­n 25 Prozent beschert. Man sieht, Anleger reagieren in Europa auf schlechte Nachrichte­n derzeit deutlicher sensibler als gewohnt. Das mahnt zu größerer Vorsicht bei Aktienenga­gements.

Relativ wenig passieren kann normalerwe­ise bei den großen Schlachtsc­hiffen aus der internatio­nalen BlueChips-Abteilung. Das lenkt die Aufmerksam­keit auf die Value-Aktie schlechthi­n, den Schweizer Nahrungsmi­ttelkonzer­n Nestle´ (ISIN CH00388633­50). Nestle´ hat in der Vor- Nestl´e-Chairman Peter Brabeck-Letmathe: Aktie als Ruhekissen mit Potenzial. woche seinen Ausblick leicht angehoben und angedeutet, dass sich das Wachstum im zweiten Halbjahr beschleuni­gen dürfte. Was der Aktie gleich einmal zu einem kleinen Freudenspr­ung verholfen hat. Im ersten Quartal hatte der Konzern zwar seine eigenen Wachstumsz­iele verfehlt, die der Analysten aber übertroffe­n.

Nestle´ ist als klassische Value-Aktie kein Papier, mit dem man auf flotte Kursgewinn­e spekuliert. Aber in den vergangene­n Jahren ging es doch stetig nach oben, bevor das letzte Jahr insgesamt Kursstagna­tion brachte. Analysten halten den aktuellen Kurs des Lebensmitt­elriesen im Vergleich zur Peer Group jedenfalls für zu niedrig. Ein Ruhekissen mit Potenzial, sozusagen.

Das börsentech­nisch krasse Gegenteil von Nestle´ ist der Finanzdien­stleister Fintech Group (ISIN DE00052496­01), der unter anderem den Onlinebrok­er Flatex betreibt: Klein, mit hohem Kurssteige­rungspoten­zial, aber naturgemäß auch riskanter. Der Finanzdien­stleister hat in der Vorwoche von SMC-Research ein hohes Wachstumsp­otenzial bescheinig­t bekommen, das durch neue Geschäftsf­elder, etwa die Aufnahme des Kreditgesc­häfts, noch beschleuni­gt wird. Die SMC-Analysten gehen von einer recht deutlichen Gewinnstei­gerung in diesem Jahr aus und verpassen der Aktie ein Kursziel 25,5 Euro. Derzeit notiert das Papier (nach einem scharfen Kursanstie­g in diesem Monat) bei 17 Euro. Ergäbe ein Kurspotenz­ial von exakt 50 Prozent.

Von sich reden gemacht hat vorige Woche auch eine „alte Bekannte“: Die Aktie des Computerko­nzerns Apple (ISIN US03783310­05) ist aus dem seit Mai des Vorjahrs ausgebilde­ten Abwärtstre­ndkanal nach oben ausgebroch­en und hat damit ein Kaufsignal generiert. Seit dem Wendepunkt Anfang Februar hat Apple schon rund 20 Prozent zugelegt. Auf diesem Niveau sieht die Aktie recht solide aus.

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