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EMPFEHLUNGEN FÜR ZEITGENOSSEN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN
Wir leben derzeit zweifellos in unruhigen und schwer vorhersehbaren Zeiten. In der ersten Hälfte dieser Woche waren beispielsweise mehrere bekannte Analysten mit der Bemerkung an die Öffentlichkeit getreten, die Anleger sollten sich auf schwere Zeiten einstellen. „Verkaufen Sie alles – außer Gold“, sagte einer von ihnen.
In der zweiten Wochenhälfte konnten wir dann beobachten, dass alles aufwärtsging – außer Gold. Verantwortlich dafür waren vor allem zwei Entwicklungen: Die Bank of England entschloss sich, zur Reparatur der bereits sichtbar werdenden Brexit-Folgen den wirklich großen Hammer auszupacken. Und der US-Arbeitsmarkt zeigte am Freitag eine Robustheit, die mit den zuletzt geäußerten Rezessionsängsten nicht so recht zusammenpasst.
Positiv vor allem auf den europäischen Märkten wirkte sich die erste Zinssenkung der Bank of England seit neun Jahren aus. Zinssenkungen und Geldflutungen per Anleihekäufen (wie sie die Bank of England ebenfalls beschloss) sieht man an den Finanzmärkten (ganz unabhängig von möglichen negativen Langzeitfolgen) immer gern. Und der sehr pragmatische Umgang der neuen britischen Regierung mit dem bevorstehenden EU-Ausstieg lässt Anleger hoffen, dass der Brexit an den Märkten doch nicht so heiß gegessen wird, wie viele im ersten Schreck annahmen.
An den Märkten gibt es also erst einmal Entwarnung. Die Lage ist aber weiter fragil, und die Frage lautet, wie lange der Effekt anhalten kann. Der für heimische Anleger sehr wichtige deutsche Leitindex DAX hat am Freitag jedenfalls seinen bei rund 10.300 Punkten liegenden hartnäckigen Deckel abgeschüttelt. Ein Kaufsignal ist das aber nur, wenn er beständig über dieser Marke bleibt.
Apropos fragil: Insiderverkäufe gelten normalerweise als Alarmsignal für Aktionäre. Denn die Chefs und Eigentümer börsenotierter Unternehmen wissen normalerweise ja besser als andere, wie es um ihre Firma steht. Insofern ist interessant, dass Jeff Bezos, Gründer und Chef des Internethändlers Amazon (ISIN US0231351067), vorige Woche große Kasse gemacht hat: Der Verkauf von einer Million Amazon-Aktien hat ihm an die 770 Mio. Dollar in die Kasse gespült.
Die Amazon-Anleger macht das aber nicht nervös: Die Aktie stieg auch zum Wochenschluss unaufgeregt wie immer weiter. Bei Bezos haben zwischenzeitige Verkäufe ja meist nicht viel zu sagen: Seit seinem letzten großen Verkauf ist das Papier um gut 40 Prozent gestiegen.
Für Nervenkitzel ist beim E-Auto- Amazon-Boss Jeff Bezos hat leicht lachen: Der Verkauf von Amazon-Aktien füllt seine Haushaltskasse mit 770 Mio. Dollar. hersteller Tesla (ISIN US88160R1014) gesorgt. Dieser hat die nächste Katastrophenbilanz vorgelegt: das 13. Verlustquartal hintereinander, Verschuldung stark gestiegen, Produktion sehr deutlich hinter den Plänen. Tesla fährt eine Alles-oder-nichts-Strategie: entweder Weltdominator bei E-Autos oder Crash. An Letzteres glaubt der prominente US-Hedgefonds-Manager Mark B. Spiegel, der konsequenterweise rät, die Aktie zu shorten. Es gibt aber auch nach wie vor Analysten, die die Aktie auf „Kauf“haben. Man investiert da freilich sehr stark in Hoffnungen – die sich erfüllen können oder auch nicht. Derzeit sieht es nicht so gut aus.
Zu einem Zwischenhoch angesetzt hat in den vergangenen Tagen die zuletzt reichlich lahme Aktie des Computerkonzerns Apple (ISIN US0378331005). Das hat aber weniger mit innovativen Produkten (da ist der Apfel seit dem Tod von Steve Jobs ein wenig sauer geworden) zu tun als damit, dass das Papier doch beträchtlich unterbewertet ist. Man sollte sich auf keine längere Rallye einstellen, aber so zehn bis 15 Prozent könnte es jetzt schon nach oben gehen.
Mehr Potenzial könnte das Papier des deutschen Werbeflächenvermieters Stroer (ISIN DE0007493991) hergeben. Die Deutsche Bank hat Stroer in der Vorwoche eine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 70 Euro verpasst. Bei einem aktuellen Kurs von rund 41 Euro sieht das lohnend aus – falls die Deutschbanker recht behalten.
Eine Kaufempfehlung hat zuletzt auch der deutsche Konzern Thyssen Krupp (ISIN DE0007500001) bekommen. Die Berenberg Bank hält hier ein Kursziel von 29 Euro für angemessen. Das ergäbe rund 40 Prozent Potenzial. Thyssen Krupp führt gerade Fusionsgespräche mit dem indischen TataKonzern. Allerdings schießt hier der Betriebsrat quer und droht mit Streik. Das macht die Entwicklung doch ein wenig unsicher.