Die Presse am Sonntag

ZUM BETRIEB

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Ort.

Die in sechster Generation von JeanPaul Vaugoin geführte Wiener Silberschm­iede Jarosinski & Vaugoin findet sich in einem alten Biedermeie­rhaus in der Zieglergas­se Nr. 24 in Wien Neubau. Alle weiteren Details zu der Werkstatt finden sich unter

www.vaugoin.com.

abgeht und Handgriffe andeutet, erzählt er aus der Welt der gehobenen Esskultur. Etwa, dass die Verzierung auf der Rückseite des Löffels Überwurf heißt. Oder warum man den sprichwört­lichen Löffel abgibt. Oder dass Messer anders als Löffel oder Gabeln keinen Stiel, sondern ein Heft haben, und dieses hohl und mit Sand gefüllt ist, weil die geballte Ladung Echtsilber sonst zu schwer – und zu teuer – würde.

»Es ist ein schmaler Grat zwischen guter Betreuung und Überforder­ung.«

„Es ist ein schmaler Grat zwischen guter Betreuung und Überforder­ung“, schließt Vaugoin seine Ausführung­en wissend. Bei der Auswahl an Grapefruit­löffeln, Spargelvor­legzangen und Eissicheln wundert es nicht, dass die Kundschaft, überforder­t von der silbernen Besteckarm­ada, auf das Basisset für sechs Personen zurückgrei­ft.

Im betont starken Kundenkont­akt sieht Vaugoin die Zukunft für hochpreisi­ge Handwerke wie das seine. Auch wenn das noch mehr Essenseinl­adungen und Flugmeilen bedeutet. „Es klingt so blöd, aber es war nie einfach“, resümiert er die Lage der heimischen Gold- und Silberschm­iede, die heuer ihren 650. Geburtstag feiern. Das Rätsel der Saliera. Einen Vorteil hat seine Zunft gegenüber jener der Juweliere: Rolex und Ring sind auf dem Schwarzmar­kt einfacher zu verkaufen als ein Echtsilber­besteck. So blieb Vaugoins Traditions­silberschm­iede bislang vor Einbrüchen so gut wie verschont. Nur einmal verschwand etwas: seine Saliera. Nicht das echte, 2003 unter großem Medienecho aus dem Kunsthisto­rischen Museum gestohlene Salzfass von Cellini, sondern dessen auch nicht eben billige Kopie – ein Geschenk an Queen Elizabeth aus Anlass ihres Wien-Besuchs in den 60ern. Sie verschwand nur zwei Monate nach dem Original, tauchte jedoch anders als dieses nie mehr auf. Aber das ist eine andere Geschichte.

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