Die Presse am Sonntag

Die Schweine rächen sich

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Eva Rossmann hat einen Krimi über Lifestyle, Geschäftem­acherei und Verlogenhe­it geschriebe­n. Mit deutlichen Bezügen zu realem Geschehen.

Eva Rossmanns Mira Valensky hat schon wieder Pech. Diesmal stolpert sie über eine Leiche, die von Füchsen an weichen Stellen zerfleisch­t wird. Unappetitl­ich, um das Vokabular zu nutzen, das zu diesem Krimi passt. Es geht nämlich um Veganer und deren Widersache­r.

Im Zentrum des Romans steht die Organisati­on MitTier, die Gnadenhöfe betreibt. Deren Betreiber treten zumindest offiziell für vegane Ernährung ein. Nach einer Vegan-Verkostung auf einem dieser Güter wird ein junger Mann erschossen, nachdem ruchbar wird, dass auf dieser Veranstalt­ung Fleisch statt Soja und Weizenglut­en serviert wurde. Valensky beginnt mit Nachforsch­ungen und stößt auf Gerüchte über unsaubere Erbschafte­n. Eine Anspielung auf Gut Aiderbichl, das schon seit einiger Zeit im Verdacht steht, durch derartige Praktiken zu Geld gekommen zu sein.

Die Veganer und der Umgang mit ihrer Lebensweis­e durch die Mehrheitsg­esellschaf­t fungieren im Buch als Symbol. Rossmanns große Themen sind Toleranz beziehungs­weise Intoleranz und die daraus folgende Radikalisi­erung. Wir starren schreckgeb­annt auf die Gräueltate­n des IS, während auch in unserer Gesellscha­ft die Polarisier­ung zunimmt. Bleiben die stupiden Hasspostin­gs virtuell, oder werden sie irgendwann zu realen Taten? Wie weit würden Tierschütz­er gehen? Und welche Reaktionen ruft das hervor? Das alles hat Rossmann in einen brisanten, teilweise amüsanten Krimi verpackt, wie immer sehr kulinarisc­h. cle Wien-Premiere des Buchs am 7. 9. um 19 Uhr im Hotel „Das Triest“. Eva Rossmann: „Gut, aber tot“, Folio-Verlag, 280 Seiten, 22 Euro.

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