Jeder gibt, was er kann
Das Sprachprojekt im Grazer Volksgarten ist weitergezogen.
„Im Nachhinein betrachtet ist das Projekt eine ziemliche Erfolgsgeschichte gewesen“, sagt Pfarrer Paul Nitsche von der evangelischen Kreuzkirche. Vor einem Jahr wurde im Grazer Volksgarten ein Deutschkursprojekt vom Verein Sicher leben für Asylwerber gestartet, damit diese leichter Jobs finden. Der Park ist als Drogendrehscheibe bekannt, viele arbeitslose Asylwerber lassen sich in die Geschäfte hineinziehen.
Nitsche stellte die Räume seiner Kirche für die Kurse zur Verfügung. Studenten unterrichteten ehrenamtlich. Über 300 Asylwerber wollten im Vorjahr unterrichtet werden. Freilich gehören nicht alle davon zu jenen, die sich im Park aufhielten. „Es gab drei Gruppen: die Startergruppe, die Grammatikgruppe und die Alphabetisierungsgruppe“, so Nitsche. Vor allem bei Letzterer gab es eine hohe Fluktuation. Dem ersten Ärger darüber folgte die Erkenntnis, dass diese Personen vom Staat oft in andere Unterkünfte versetzt wurden. „Die Hintergründe erfährt man nur im Dialog.“Freilich, die Drogenproblematik im Park sei durch das Projekt nicht gelöst und habe auch nicht nur mit Asylwerbern zu tun. Trotzdem habe sich „die Situation verbessert, weil man die Zusammenhänge im Kopf besser versteht“, sagt Nitsche. Er hat gelernt, dass Helfen vor allem in „kleinen, bewältigbaren Geschichten sinnvoll ist“. Der eine gibt Deutschunterricht, der andere stellt Räume zur Verfügung, der Dritte grüßt freundlich, und der Vierte macht gar nichts. „Das ist auch o. k.“Jeder solle leisten, was er könne. Das Sprachprojekt ist in das Weichenstellwerk weitergezogen, die Kooperation mit der Kirche beendet. Neue Projekte sind nicht ausschlossen.