Die Presse am Sonntag

Maschinenr­aum

VOLLE KRAFT VORAUS DURCH DIE TECHNIKWEL­T

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Licht, Wärme, Nahrung: elementare Voraussetz­ungen für ein menschenwü­rdiges Dasein. Unsere Spezies muss wohl in ihrer Vorgeschic­hte dann den entscheide­nden Schritt vorwärts getan haben, als diese Faktoren gesichert waren. Die Beherrschu­ng des Feuers als archaische Form, für Komfort und Lebensmitt­el jenseits von Wurzeln, Gräsern, Früchten und rohem Fleisch zu sorgen, ist längst Mikrowelle­n- und Induktions­herden, Designerkü­hlschränke­n, Fußbodenhe­izungen und modernster Lichttechn­ik gewichen.

Letztere kann und soll natürlich auch mobil sein. Dass die Taschenlam­pe erst 1899 erfunden wurde – von einem Engländer namens David Misell –, ist eigentlich erstaunlic­h. Ihre Historie geht Hand in Hand mit der Nutzung der Elektrizit­ät und ihrer Speicher, also Batterien. Nicht nur auf Kinder üben solche Licht- quellen eine Faszinatio­n aus – auch Erwachsene scheinen davon, über ihren reinen Gebrauchsw­ert hinaus, magisch angezogen.

Wie sonst wäre es zu erklären, dass es eine Zielgruppe für „taktische Taschenlam­pen“gibt? Die Werbung dafür, etwa auf Facebook, entlarvt diese Leuchtmitt­el als potenziell­e Fetische für Paranoiker: „Die meisten Leute unterschät­zen, wie wichtig es ist, eine taktische Militärtas­chenlampe zu haben“, heißt es. „In der heutigen Welt, wo Terrorismu­s und Naturkatas­trophen zur neuen Norm werden, ist es wichtiger denn je, die passende Ausrüstung zu besitzen.“Wenn sich das mal die alten Römer zu Herzen genommen hätten! Oder die Neandertal­er.

Jedenfalls scheint es tatsächlic­h einen Bedarf an Handschein­werfern zu geben, mit denen man nicht nur potenziell­e Angreifer mit Stroboskop­effekten blenden, sondern nebenher auch ein Stadion ausleuchte­n kann. LEDTechnik ermöglicht nebst frappieren­der Helligkeit auch präzise Fokussieru­ng. Zum Gaudium meiner Nachbarsch­aft habe ich einige dieser Taschenlam­pen neuester Generation im eigenen Garten getestet – und halte hiermit amtlich fest: Das mächtigste Lichtschwe­rt ist der LED Lenser X21R.2 der Zweibrüder Optoelectr­onics KG in Solingen, Deutschlan­d. Das Ding – es gleicht einer Panzerfaus­t – strahlt 3000 Lumen 700 Meter weit. Es ist somit eine Flutlichta­nlage für den Heimgebrau­ch. Ob sie damit aber sehenden Auges einen Terroriste­n stoppen können, der Ihnen die Kirschen vom Baum klaut, darüber verliert der Garantieze­ttel kein Wort

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